Martin Bucer über das Volk Israel (1536): „So hat Gott dieses Volk gewiss mit allem ausgezeichnet, bis einmal Christi Zeit ge­kommen ist, auf dass dieser, unter Wahrung derer, die aus diesem Volk übrig sind, sein Reich den Heiden übertrage, und es wieder dem einmal wiederhergestellten Volk darreichen wird. Daher ist es so also nicht ein neues Volk, das Gott im Herrn Jesus aus den Völkern angenommen hat, so dass es ein anderes sei als das alte, sondern es ist dem alten eingepflanzt, auf dass es noch weiter aufblühe im Leben Gottes.“

Über das Volk Israel (1536)

Von Martin Bucer

So hat Gott dieses Volk gewiss mit allem ausgezeichnet, bis einmal Christi Zeit ge­kommen ist, auf dass dieser, unter Wahrung derer, die aus diesem Volk übrig sind, sein Reich den Heiden übertrage, und es wieder dem einmal wiederhergestellten Volk darreichen wird. So gibt es eine Wurzel im Herrn, ein Geschlecht, denselben Leib, von dem ersten Auserwählten bis zum letzten, wiewohl es begonnen hat, sich zu erheben und sich der Welt öffentlich als das erste Volk anzupreisen, weil Abra­ham, der Vater des heiligen Volkes, mit seinem Samen, vom Herrn angenommen ist. Der ist als Vater aller, die glauben, eingesetzt worden. Dessen Söhne sind all die, die im Glauben mit ihm verbunden seiner Nachkommenschaft gefolgt sind; in dessen Schoß all die ruhten, die im Glauben an Gott hierhin gewandert sind, so wie es der Herr selbst bezeugt hat.

Es werden daher viele von Ost und West kommen und sich niederlassen mit Ab­raham, Isaak und Jakob im Reich Gottes. Und die Kinder des Reiches werden in äußere Finsternis hinausgeworfen werden (Mt 8,12). Die aber, die der Herr be­stimmt hat, dass sie hinausgeworfen werden, wer sind sie anders, als solche, die dem Evangelium nicht glauben wollten und damit erklärten, dass sie nicht Abra­hams, sondern des Teufels Kinder sind. Aber warum nennt er sie Kinder des Rei­ches, wenn nicht weil sie aus dem Volk waren, dem Gott sein Reich geschenkt hat, als Vorzug vor allen Völkern der Welt nach jenem Vers: »Und ihr sollt mir ein Kö­nig­reich von Priestern und ein heiliges Volks sein.« Ex 19(,6). Wahrlich aber waren Abraham, Isaak und Jakob Väter des Volkes Gottes, wahrlich Heilige, wahrlich Vä­ter des Reiches Gottes. Und daher hat das Reich Gottes in diesem Volk oft und lang großartig geblüht. Daher ha­ben sie es, als so viele Propheten und Christus selbst ermordet wurden, verdient, dass dieses Reich Gottes von ihnen genommen und den Heiden übertragen wurde, wie es der Herr im Gleichnis vom Weinberg ihnen geweissagt hat (Mt 21,33-41). Daher ist es so also nicht ein neues Volk, das Gott im Herrn Jesus aus den Völkern angenommen hat, so dass es ein anderes sei als das alte, sondern es ist dem alten eingepflanzt, auf dass es noch weiter aufblühe im Leben Gottes.

Quelle: METAPHRASES ET | ENARRATIONES PERPETVAE EPISTOLARVM | D.Pauli Apostoli (…) | DISSIDENTIVM IN SPECIEM LOCORVM SCRI-|pturae, et primarum hodie in religionis doctrina con-|trouersiarum conciliationes & decisiones.XLII.| (…) TOMVS PRIMVS., Straß­burg 1536, 186f. (Übersetzung Volker Leppin)

Hier der Text als pdf.

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