Hannah Arendt, Über den Totalitarismus. Vorwort und abschließende Bemerkungen zur ersten Auflage von The Origins of Totalitarianism (1951): „Unsere neue Schwierigkeit liegt darin, dass ein fundamentales Mißtrauen in alles, was nur gegeben ist, zu unserem Ausgangspunkt geworden ist – ein Misstrauen gegen alle Gesetze sowie moralischen und gesellschaftlichen Vorschriften, die aus einem gegebenen, umfassenden, universalen Ganzen abgeleitet werden. Die Quellen der Autorität des Rechts werden untergraben, und es werden die letzten Ziele der politi­schen Organisationen und Gemeinschaften in Frage gestellt; das zwingt uns nicht nur, neue Gesetze zu finden und zu vererben, sondern auch ihr eigentliches Maß, den Maßstab von Gut und Böse, das Prinzip ihrer Quelle, zu finden und zu vererben.“

Über den Totalitarismus. Vorwort und abschließende Bemerkungen zur ersten Auflage von The Origins of Totalitarianism (1951)

Von Hannah Arendt

Vorwort

Weder dem Vergangenen anheimfallen noch dem Zukünftigen.
Es kommt darauf an, ganz gegenwärtig zu sein.
Karl Jaspers

Zwei Weltkriege, welche sich, voneinander durch eine ununterbrochene Kette lokaler Kriege und Revolutionen getrennt, in einer Generation abspielten und ohne Friedensvertrag für den Unterlegenen, ohne Ruhe­pause für den Sieger geblieben sind, gehen mit der Ahnung von einem dritten Weltkrieg zwischen den beiden noch vorhandenen Weltmächten zu Ende. Dieser Augenblick der Antizipation ist wie die Stille, die sich niedersetzt, nachdem alle Hoffnungen begraben sind. Wir hoffen nicht länger auf eine schließliche Wiederherstellung der alten Weltordnung mit all ihren Traditionen oder auf die Wiedereingliederung der Massen von fünf Kontinenten, die in ein Chaos, das die Gewalt von Kriegen und Revolutionen entstehen ließ, hineingeworfen sind und in den wach­senden Verfall all dessen, was bisher noch ausgespart geblieben ist. Unter unterschiedlichsten Bedingungen und unvereinbaren Umständen beobachten wir die Entwicklung der gleichen Erscheinungen: der Hei­matlosigkeit in einem nie dagewesenen Ausmaß, der Wurzellosigkeit in einer nie dagewesenen Tiefe.

Niemals ist unsere Zukunft so unvorhersehbar gewesen, niemals wa­ren wir so abhängig von politischen Kräften, denen wir nicht zutrauen können, die Regeln des Gemeinsinns und Eigeninteresses zu befolgen, und die wie reiner Wahnsinn aussehen, wenn sie nach den Maßstäben anderer Jahrhunderte beurteilt werden. Es ist, als hätte die Menschheit sich geteilt in jene, die an die menschliche Allmacht glauben (die den­ken, daß alles möglich ist, wenn man nur weiß, wie man Massen dafür organisieren kann) und die anderen, für die Ohnmacht zur überwälti­genden Erfahrung ihres Lebens geworden ist.

Auf der Ebene historischer Einsicht und politischen Denkens herrscht eine verschwommene, allgemeine Übereinstimmung darüber, daß die wesentliche Struktur aller Kulturen zerbrochen ist. Auch wenn sie in manchen Teilen der Welt besser erhalten zu sein scheint als in anderen, ist sie nirgends in einer Weise vorhanden, daß sie uns bei den Herausfor­derungen des Jahrhunderts leiten oder eine adäquate Antwort auf seine Schrecken geben könnte. Verzweifelte Hoffnung und verzweifelte Furcht scheinen oft näher am Zentrum der Ereignisse zu sein als ausgewogenes Urteil und Augenmaß. Die entscheidenden Ereignisse unserer Zeit wer­den von denen, die sich dem Glauben an einen unvermeidbaren Unter­gang verschrieben haben, nicht weniger effektiv vergessen, als von jenen, die sich einem leichtfertigen Optimismus hingegeben haben.

Dieses Buch ist gegen das Hintergrund-Szenario sowohl des leichtfer­tigen Optimismus wie der leichtfertigen Verzweiflung geschrieben. Fort­schritt und Untergang, so wird hier behauptet, sind zwei Seiten der­selben Medaille, sie sind beide Artikel des Aberglaubens, nicht des Glaubens. Das Buch wurde in der Überzeugung verfaßt, daß es möglich sein sollte, jene verborgenen Mechanismen zu entdecken, die bewirkten, daß alle traditionellen Elemente unserer politischen und geistigen Welt sich in einem Gemisch aufgelöst haben, in dem alles seinen spezifischen Wert verloren zu haben scheint und für das menschliche Verstehen uner­kennbar, für menschliche Zwecke unbrauchbar geworden ist. Dem bloßen Prozeß des Zerfalls nichts entgegenzusetzen, ist zur unwidersteh­lichen Versuchung geworden, nicht nur weil er die Pseudogröße „histori­scher Notwendigkeit“ angenommen hat, sondern auch weil alles außer­halb seiner begonnen hat, leblos, blutleer, sinnlos und unwirklich zu erscheinen.

Die Überzeugung, daß alles, was auf der Erde geschieht, für den Menschen verstehbar sein muß, kann dazu führen, daß Geschichte unter Verwendung von Allgemeinplätzen interpretiert wird. Verstehen heißt aber nicht, das Empörende leugnen, das Noch-nie-Dagewesene aus dem Dagewesenen ableiten oder Erscheinungen durch Analogien und Verallgemeinerungen so erklären, daß der Aufprall der Wirklichkeit und der Schock der Erfahrung nicht mehr fühlbar sind. Verstehen heißt vielmehr, die Last, die unser Jahrhundert uns auferlegt hat, untersuchen und bewußt tragen – und zwar in einer Weise, die weder deren Existenz leugnet, noch sich unter deren Gewicht duckt. Kurz gesagt: Verstehen heißt unvoreingenommen und aufmerksam der Wirklichkeit, wie immer sie ausschauen mag, ins Gesicht sehen und ihr widerstehen.

In diesem Sinn muß es möglich sein, die empörende Tatsache, daß ein so kleines (und in der Weltpolitik so unwichtiges) Phänomen wie die jüdische Frage und der Antisemitismus zum Katalysator zunächst für die Nazi-Bewegung, dann für einen Weltkrieg und schließlich für die Errich­tung der Todesfabriken geworden ist, ins Auge zu fassen und zu verste­hen – oder die groteske Unverhältnismäßigkeit zwischen Ursache und Wirkung, die in das Zeitalter des Imperialismus hineinführte, als wirt­schaftliche Schwierigkeiten in ein paar Jahrzehnten eine tiefe Umwand­lung der politischen Bedingungen überall auf der Welt nach sich zogen – oder den merkwürdigen Widerspruch zwischen dem zynischen „Realis­mus“, zu dem sich die totalitären Bewegungen bekennen, und ihrer auf­fälligen Verachtung des gesamten Gewebes der Wirklichkeit – oder die irritierende Unvereinbarkeit zwischen der tatsächlichen Macht des modernen Menschen (die größer ist als je zuvor, ja so groß, daß er an einen Punkt gelangen könnte, die Existenz seines eigenen Universums überhaupt in Frage zu stellen) und der Unfähigkeit von modernen Menschen, in einer Welt, die sie mit ihrer eigenen Kraft errichtet haben, zu leben und deren Sinn zu verstehen.

Der totalitäre Versuch globaler Eroberung und totaler Herrschaft ist der zerstörerische Ausweg aus allen Sackgassen. Der Sieg des Totalita­rismus wird möglicherweise mit der Vernichtung der Menschheit zusam­menfallen; denn wo immer er geherrscht hat, hat er das Wesen des Men­schen zu zerstören begonnen. Die destruktiven Kräfte des Jahrhunderts nicht zur Kenntnis zu nehmen, ist ein ziemlich nutzloses Unterfangen.

Das Problem ist, daß unsere Epoche das Gute und das Böse so eigen­artig miteinander verwoben hat, daß die Welt ohne die von den Imperia­listen betriebene „Expansion um der Expansion willen“ niemals Eine geworden wäre; daß ohne den politischen Entwurf von der „Macht um der Macht willen“, für den die Bourgeoisie verantwortlich zeichnet, das Ausmaß menschlicher Stärke möglicherweise niemals entdeckt worden wäre; daß wir ohne die fiktive Welt der totalitären Bewegungen, in der die wesentlichen Unsicherheiten unserer Zeit mit unvergleichlicher Klar­heit ausgesprochen sind, in unseren Untergang getrieben sein könnten und uns dabei das, was geschehen ist, überhaupt nicht bewußt geworden wäre.

Und wenn es wahr ist, daß in den letzten Stadien des Totalitarismus ein absolutes Böses erscheint (absolut, weil es nicht mehr von mensch­lich begreifbaren Motiven abgeleitet werden kann), so ist auch wahr, daß wir ohne diesen niemals die wirklich radikale Natur des Bösen ken­nengelernt hätten.

Der Antisemitismus (nicht lediglich der Haß auf die Juden), der Impe­rialismus (nicht lediglich die Eroberung), der Totalitarismus (nicht ledig­lich die Diktatur) – der eine nach dem anderen, einer brutaler als der andere – haben gezeigt, daß die menschliche Würde eine neue Garantie braucht, die nur in einem neuen politischen Prinzip gefunden werden kann, in einem neuen Recht auf Erden, dessen Gültigkeit sich diesmal auf die ganze Menschheit zu erstrecken hat, während seine Macht ein­deutig begrenzt bleiben muß, in neu definierten territorialen Einheiten verwurzelt und von ihnen kontrolliert.

Wir können es uns nicht länger leisten, das, was in der Vergangenheit gut war, zu übernehmen und einfach als unser Erbe zu bezeichnen, das Böse dagegen zu verwerfen und bloß als eine tote Last zu begreifen, die die Zeit selbst im Vergessen begraben wird. Der unterirdische Strom der westlichen Geschichte ist schließlich an die Oberfläche gedrungen und hat die Würde unserer Tradition verdrängt. Dies ist die Wirklichkeit, in der wir leben. Und deshalb sind alle Bemühungen, aus der Düsternis der Gegenwart in die Sehnsucht nach einer noch intakten Vergangenheit zu fliehen ebenso vergeblich wie das voreilige Vergessen einer besseren Zukunft.

Abschließende Bemerkungen

Die totalitäre Herrschaft kennen wir nicht in ihrer vollen Bedeutung, und es ist unwahrscheinlich, daß das je der Fall sein wird. Ihre Möglich­keiten können nur dann ganz wirklich werden, wenn sie die Erde erobert hat, wenn kein menschliches Wesen mehr außerhalb ihrer mör­derischen Macht leben kann. Totalitäre Regierungen könnten mit ihren Bestrebungen nie ganz ans Ziel gelangen, selbst wenn die Welt unter ver­schiedenen von ihnen aufgeteilt wäre; denn der Totalitarismus kennt keine Mannigfaltigkeit – nicht einmal die der einfachen Pluralität, weil bereits Wettbewerb als solcher zu Zweifel und Rebellion Anlaß geben könnte. In dieser Hinsicht mag es durchaus möglich sein, daß der Krieg zwischen Nazi-Deutschland und Sowjet-Rußland – ein Krieg zwischen zwei wesentlich identischen Systemen, die sich in den äußeren Formen der Herrschaft ganz klar immer ähnlicher wurden – Symbolcharakter besitzt. Diese symbolische Bedeutung erhöht sich noch, wenn wir be­rücksichtigen, daß die Führer der beiden Länder sich ihrer Ähnlichkeit durchaus bewußt waren und sich Sympathie und Respekt in einem Ausmaß entgegenbrachten, wie es ihnen bei einem nicht-totalitären Land niemals in den Sinn käme. So besteht die Chance, daß die totale Beherrschung des Menschen niemals eintreten wird, weil sie die Existenz einer Autorität, einer Lebensweise, einer Ideologie in allen Ländern und unter allen Völkern der Welt voraussetzt. Nur wenn kein Konkurrent, kein Land, das physische Zuflucht gewährt, und kein menschliches Wesen, dessen Verstehen eine geistige Zuflucht ermögli­chen mag, übrig geblieben sind, nur dann können der Prozeß der totalen Beherrschung und die Veränderung der Natur des Menschen ernsthaft beginnen.

Die Chancen für einen letztendlichen Erfolg des Totalitarismus verrin­gern sich weiter, wenn wir uns daran erinnern, daß fast kein Herr­schaftssystem je weniger fähig gewesen ist, seine Einflußsphäre stetig auszudehnen und seine Eroberungen zu behalten. Die Nazi-Herrschaft im besetzten Europa vertat ihre Chancen, bei den eroberten Völkern Sympathien zu gewinnen oder zumindest eine Tolerierung zu erreichen, indem sie sofort ihre Rassenpolitik in der extremsten Form einführte und diesen Völkern dadurch keine Alternative ließ, als sich gegen sie, selbst unter verzweifelten Bedingungen, zu wehren. Die Schwierigkeiten der Komintern in Jugoslawien (möglicherweise auch in China) und der fanatische Haß auf den Kommunismus in allen Satellitenstaaten sind von gleicher Natur, selbst wenn sie noch keinen Weg, sich zu artikulie­ren, gefunden haben. In beiden Fällen werden große anfängliche Erfolge bewußt zerstört oder vernachlässigt zugunsten des letzten, ideologisch definierten Ziels. Die Nazis hätten einen Kordon kleiner Staaten im Osten schaffen, sie hätten ein vereinigtes Europa unter unangefochtener deutscher Vorherrschaft haben können, wenn sie sich nur mit so wenig zufrieden gegeben hätten. Sie wollten aber nicht über bestehende Völker herrschen, sondern die demographische Karte Europas rassisch verän­dern – was zu einer gleich radikalen Veränderung der demographischen Karte der Welt geführt hätte. Der Rassismus machte es ihnen unmög­lich, auf das Ende des Krieges zu warten. Verschiedene Völker mußten sie sofort ausrotten. Ähnlich hätten die Herrscher in Moskau sich weder die Feindschaft der englischsprachigen Welt, noch den Haß der Satelli­tenvölker zugezogen, wenn sie sich damit zufrieden gegeben hätten, eine russische Interessen- und Einflußsphäre in Osteuropa, auf dem Balkan und vielleicht sogar in China zu schaffen. Eine Satrapenherrschaft wäre für die einsichtigeren Führer zurückgebliebener und politisch schlafen­der Länder akzeptabel gewesen, wohingegen ein Regime, dessen Lei­tung und Zentrum sich in Moskau befand und das von Agenten der Komintern ausgeübt wurde, zwar voller Gefahren steckte, aber die einzi­ge Möglichkeit der totalen Manipulation und Zerstörung dieser Gebiete war. Unfähig also, auf kleinen Errungenschaften aufzubauen und sich mit temporären Erfolgen zufriedenzugeben, fähig lediglich, in Jahrhun­derten und Kontinenten zu denken, hat der Totalitarismus nur eine Chance für den endgültigen Sieg, und die liegt in einer globalen Kata­strophe, welche sich sozusagen jeden Augenblick ereignen sollte.

All dies scheint darauf hinzuweisen, daß der Totalitarismus eines Ta­ges einfach verschwinden und in der Geschichte der Menschheit keine andere Spur hinterlassen wird als erschöpfte Völker, wirtschaftliches und gesellschaftliches Chaos, politische Leere und eine geistige Tabula rasa. Es mag also durchaus sein, daß selbst unsere Generation noch eine Zeit erlebt, in der es erlaubt sein wird, die Höhlen des Vergessens und die Massenfabrikation von Leichen ebenso aus dem Gedächtnis zu ver­lieren wie die Tatsache, daß es je Sünde gegeben hat, die größer als Mord gewesen ist. Die Nichtigkeit des Totalitarismus auf lange Sicht ist ein ebenso wichtiger Aspekt des Phänomens wie die beleidigende Lächerlichkeit der Grundsätze, unter denen er angetreten ist, seine mon­strösen Taten zu begehen. Die Tragik jedoch ist, daß diese Nichtigkeit und diese Lächerlichkeit tiefer mit der Krise des Jahrhunderts verbun­den und bezeichnender für dessen wahre Ungereimtheiten sind, als die wohlmeinenden Anstrengungen der nicht-totalitären Welt, den Status quo zu sichern. Nicht nur die menschliche Solidarität fordert von uns, die Höhlen des Vergessens und die Welt des Sterbens als die zentralen Themen unseres politischen Lebens zu verstehen; Tatsache ist vielmehr, daß die wahren Probleme unserer Zeit nicht verstanden, geschweige denn gelöst werden können, wenn wir nicht erkennen, daß der Totali­tarismus nur deshalb zum Fluch des Jahrhunderts wurde, weil er in so schrecklicher Weise dessen Probleme erledigte.

Diese verwirrende Bedeutung totalitärer Regime enthüllt sich, unab­hängig von deren Nichtigkeit und Lächerlichkeit, besonders in den Konzentrations- und Vernichtungslagern. Es wäre klug, sich zu verge­genwärtigen, daß die Lager mehr sind als reine Instrumente des Terrors, daß ihre anti-utilitaristische Sinnlosigkeit nur zu gut der zynischen Gei­steshaltung jener Menschen entspricht, die, nachdem sie ihren religiösen Glauben verloren haben, davon überzeugt sind, daß es keinen Sinn des Lebens und keinen Unterschied zwischen Verbrechen und Tugend gibt. Die grundlegenden Erfahrungen und Leiden unserer Zeit finden in einer Atmosphäre statt, in der Unschuld jenseits von Tugend liegt und Schuld jenseits von Verbrechen. Die Vernichtungslager – in denen alles sich jenseits der Kontrolle der Opfer wie der Unterdrücker ereignete, wo jene, die heute Unterdrücker waren, morgen Opfer werden sollten – schufen eine monströse Gleichheit ohne Brüderlichkeit und ohne Menschlichkeit; eine Gleichheit, an der Hunde und Katzen leicht hätten teilnehmen können, und in der wir wie in einem Spiegel das schreckli­che Bild von der Überflüssigkeit sehen.

Der totalitäre Versuch, Menschen überflüssig zu machen, spiegelt die Erfahrung moderner Massen wider, ihr Überflüssigsein auf einer über­bevölkerten Erde. Die Welt der Sterbenden, in der den Menschen beige­bracht wird, daß sie überflüssig sind – durch eine Umgebung, in der Strafe ohne Bezug zu einem Verbrechen verhängt, Ausbeutung ohne Profit praktiziert wird und wo Arbeit ohne Produkt bleibt -, ist ein Ort, wo die Sinnlosigkeit täglich neu produziert wird. Doch innerhalb des Rahmens der totalitären Ideologie kann nichts verständlicher und logi­scher sein; wenn die Insassen Ungeziefer sind, ist es logisch, daß sie durch Giftgas getötet werden; wenn sie degeneriert sind, sollte es ihnen nicht erlaubt sein, die Bevölkerung zu infizieren; wenn sie „Sklaven­seelen“ (Himmler) haben, sollte niemand seine Zeit damit verbringen, sie umzuerziehen. Durch die Brille der Ideologie gesehen, liegt das Verwirrende an den Lagern beinahe darin, daß hier zuviel Sinn gege­ben, daß in der Ausführung der Lehre zuviel Stimmigkeit erzielt wird.

Eine Analyse der Bedingungen in Südafrika zeigte, daß Rassenpolitik leicht Profitmotive überlagern kann. Dies jedoch ist nichts als ein sehr kleiner Schritt in Richtung auf die letztendliche Errichtung einer Ge­sellschaft, in der alle utilitaristischen Motive aufgegeben werden und die im Vergleich mit der normalen Welt wie ein Tollhaus aussieht. Gleicher­maßen sind der fanatische Glaube der Pan-Bewegungen, daß mensch­liche Wesen lebendige Verkörperungen einiger fantastischer und vulgä­rer Grundsätze sind und die für den Imperialisten typische Preisgabe seiner selbst an den Strom der Geschichte, sein Verlust des Selbst und Selbstinteresses, nur frühe Phasen von geringem Ausmaß, wenn man berücksichtigt, daß am Ende dieses Prozesses ein Handlungsverlauf be­fürwortet wurde, der in Krieg und Frieden alle Regeln des Selbstinteres­ses verletzte und aus Verachtung utilitaristischer Motive seine eigene Zielsetzung zerstörte. Verglichen mit der Fabrikation menschlicher Überflüssigkeit sind das Große Spiel, wie es sich Rudyard Kipling ausge­dacht und Lawrence von Arabien bis zur Perfektion beherrscht hat, das Verlangen nach Anonymität und die Verachtung für die eigene Identität nur Ausdruck eines Spielertums, dem wir immer wieder in den Ausbrü­chen authentischer Verzweiflung begegnen. Es gibt einen Abgrund zwi­schen der sublimen Zwecklosigkeit derer, die an nichts als das – uner­klärliche – Geschenk des Lebens glaubten, und denen, die verkündeten, daß nie etwas um seiner selbst willen getan werden sollte. Der Oppor­tunismus der Realpolitik, die Vernachlässigung von greifbaren Erfolgen durch die Bewegungen der Expansion um der Expansion willen und die Profitverachtung des Rassismus sind nur die schattenhaften Vorboten von Hitlers und Stalins gigantischem, prinzipiengetränktem Opportunis­mus, für den die Wirklichkeit selbst nur Gelegenheit wurde, ideologische Grundsätze durchzusetzen – nämlich die Gelegenheit, Menschen um einer rassischen Elite willen auszumerzen; die Gelegenheit, regelmäßig einen gewissen Prozentsatz der Bevölkerung um der klassenlosen Gesellschaft willen zu vernichten.

Während die totalitären Regime also resolut und zynisch die Welt des einzigen Sinnes, der für die utilitaristi­schen Erwartungen des Common Sense gegeben ist, berauben, drängen sie ihr zur gleichen Zeit eine Art Übersinn auf, den die Ideologien immer meinten, wenn sie vorgaben, den Schlüssel zur Geschichte oder die Lösung zu den Rätseln des Universums gefunden zu haben. Über der Sinnlosigkeit der totalitären Gesellschaft hat obendrein noch der lächerliche Übersinn ihres ideologischen Aberglaubens seinen Thron erhalten. Ideologien sind harmlose, unkritische und willkürliche Meinungen nur so lange, wie nicht ernsthaft an sie geglaubt wird. Wenn ihr Anspruch auf totale Geltung wörtlich genommen wird, werden sie zu Zellkernen von logischen Systemen, in denen – wie in den Systemen der Paranoia – alles verständlich, ja sogar zwingend folgt, wenn erst einmal die erste Prämisse akzeptiert wird. Der Irrsinn solcher Systeme liegt nicht nur in ihrer ersten Prämisse, sondern in dem spezifischen logi­schen Zwang, mit dem sie konstruiert sind. Die seltsame logische Zwanghaftigkeit aller Ismen, ihr einfältiges Vertrauen in den Heilswert von sturer Verehrung ohne Berücksichtigung von spezifischen, sich ver­ändernden Faktoren, birgt bereits die ersten Keime totalitärer Verachtung für die Wirklichkeit und Tatsächlichkeit in sich.

Der in utilitaristischem Denken geschulte Common Sense ist gegen­über diesem ideologischen Übersinn hilflos, weil die totalitären Regime eine funktionierende Welt des Nicht-Sinnes errichten. Die ideologische Verachtung für die Tatsächlichkeit enthielt noch die stolze Annahme, daß der Mensch der Herr der Welt ist; denn dies ist immerhin eine Verachtung für die Wirklichkeit, welche die Veränderung der Welt, die Errichtung des „human artifice“ möglich macht. Was in der totalitären Wirklichkeitsverachtung das Element des Stolzes zerstört (und sie damit radikal von revolutionären Theorien und Haltungen unterscheidet), ist der Übersinn, der der Verachtung für die Wirklichkeit ihre Überzeu­gungskraft, logische Zwanghaftigkeit und Stimmigkeit verleiht. Was aus dem bolschewistischen Anspruch, das gegenwärtige russische System sei allen anderen überlegen, eine wahrhaft totalitäre Erfindung macht, ist die Tatsache, daß der totalitäre Herrscher aus diesem Anspruch die logisch unumstößliche Schlußfolgerung zieht, ohne dieses System hätte niemals eine solch wundervolle Sache wie, sagen wir, eine Untergrund­bahn gebaut werden können; und von hier aus wiederum logisch schließt, daß jeder, der von der Existenz der Untergrundbahn in Paris weiß, verdächtig ist, weil er Menschen dazu veranlassen könnte, daran zu zweifeln, daß man Dinge nur auf bolschewistische Weise tun kann. Das führt dann zu der letzten Schlußfolgerung, daß man, um ein loyaler Bolschewik zu bleiben, die Pariser Untergrundbahn zerstören muß. Nichts zählt außer der Stimmigkeit.

Mit diesen neuen auf der Stärke des Übersinnes errichteten und vom Motor des logischen Schlußfolgerns angetriebenen Strukturen befinden wir uns in der Tat am Ende der bürgerlichen Epoche des Profits und der Macht, wie auch am Ende des Zeitalters von Imperialismus und Ex­pansion. Der Totalitarismus erhält seine Aggressivität nicht von einem gierigen Streben nach Macht, und wenn er sich fieberhaft auszudehnen versucht, so tut er dies weder um der Expansion willen noch aus Profit­gründen, sondern ausschließlich aus ideologischen Gründen: um die Welt stimmig zu machen, um zu beweisen, daß sein jeweiliger Übersinn recht gehabt hat.

Hauptsächlich um dieses Übersinns, der perfekten Stimmigkeit willen ist es für den Totalitarismus notwendig, jede Spur dessen, was wir ge­meinhin menschliche Würde nennen, zu zerstören. Denn zur Achtung der Menschenwürde gehört die Anerkennung meiner Mit-Menschen oder unserer Mit-Nationen als Subjekte, als Erbauer von Welten oder Miterbauer einer gemeinsamen Welt. Keine Ideologie, die sich die Erklä­rung aller historischen Ereignisse der Vergangenheit und den genauen Entwurf des Verlaufs allen künftigen Geschehens zum Ziel setzt, kann die Unvoraussehbarkeit ertragen, die sich aus der Tatsache ergibt, daß Menschen kreativ sind, daß sie etwas schaffen können, was so neu ist, daß niemand es je vorausgesehen hat.

Was sich totalitäre Ideologien deshalb zum Ziel setzen, ist nicht die Verwandlung der äußeren Welt oder die revolutionierende Veränderung der Gesellschaft, sondern die Transformation der menschlichen Natur selbst. Die Konzentrationslager sind die Laboratorien, wo Änderungen in der menschlichen Natur getestet werden; und in ihrer Schändlichkeit sind sie deshalb nicht nur Angelegenheit der Insassen sowie derer, die sie nach strikt „wissenschaftlichen“ Standards betreiben; sie sind viel­mehr eine Sache, die alle Menschen angeht. Es geht nicht um das Leid, von dem es seit eh und je zuviel auf Erden gibt, auch nicht um die Zahl der Opfer. Die menschliche Natur als solche steht auf dem Spiel, und selbst wenn es scheint, als könnten diese Versuche mit der Schaffung einer Gesellschaft, in der die nihilistische Banalität des Homo-homini- lupus konsistent verwirklicht wird, den Menschen zwar nicht verändern, doch durchaus zerstören, so sollte man dennoch nicht vergessen, daß einem Experiment, welches globale Kontrolle erfordert, um zwingende Ergebnisse zu zeitigen, notwendige Grenzen gesetzt sind.

Bis jetzt scheint der totalitäre Glaube, daß alles möglich ist, nur bewie­sen zu haben, daß alles zerstört werden kann. Doch bei ihren Bemü­hungen zu beweisen, daß alles möglich ist, haben totalitäre Regime, ohne es zu wissen, die Entdeckung gemacht, daß es Verbrechen gibt, die Menschen weder bestrafen noch vergeben können. Das Unmögliche, möglich gemacht, wurde das unbestrafbare, unverzeihliche absolut Böse, das nicht mehr aus den bösen Motiven von Eigennutz, Habgier, Geiz, Haß, Machthunger und Feigheit zu verstehen und erklären war; und das Zorn deshalb nicht rächen, Liebe nicht ertragen, Freundschaft nicht vergeben konnte. Genauso wie die Opfer in den Todesfabriken oder den Höhlen des Vergessens, aus der Sicht der Vollstrecker, nicht länger „menschlich“ sind, so befindet sich diese neueste Spezies von Verbrechern außerhalb der Grenzen sogar jener Solidarität, die Men­schen in ihrer Sündhaftigkeit vereint.

So schwer es ist, sich selbst im Angesicht seiner faktischen Existenz ein absolut Böses vorzustellen, so scheint es doch, daß dieses mit der Erfindung eines Systems, in dem alle Menschen gleich überflüssig sind, in einem engen Zusammenhang steht. Die Manipulatoren dieses Sy­stems glauben an ihr eigenes Überflüssigsein genauso wie an das aller anderen, und die totalitären Mörder sind nur um so gefährlicher, weil es ihnen nichts ausmacht, ob sie selbst leben oder tot sind, ob sie je gelebt haben oder nie geboren wurden. Die von den Leichenfabriken und Höh­len des Vergessens ausgehende Gefahr besteht darin, daß heute, wo Bevölkerung und Heimatlosigkeit überall wachsen, unaufhörlich Volks­massen überflüssig werden, wenn wir unsere Welt unter Nützlichkeits­kategorien begreifen. Politische, gesellschaftliche und ökonomische Geschehnisse sind mit den totalitären, für die Überflüssigmachung von Menschen erdachten Instrumenten überall eine stillschweigende Ver­schwörung eingegangen. Die darin liegende Versuchung wird vom utili­taristischen Common Sense der Massen gut verstanden, die in den mei­sten Ländern zu verzweifelt sind, um Todesangst zu haben. Die Nazis und die Bolschewiken können sicher sein, daß ihre Vernichtungsfabri­ken, die die rascheste Lösung für das Problem der Übervölkerung, der wirtschaftlich überflüssigen und sozial wurzellosen Menschenmassen darstellen, gleichermaßen eine Attraktion wie eine Warnung sind. In der Form einer großen Versuchung, die immer dann wieder auftritt, wenn es unmöglich erscheint, politisches, gesellschaftliches oder wirtschaftliches Elend in einer menschenwürdigen Weise zu lindern, mögen totalitäre Lösungen durchaus den Zusammenbruch totalitärer Regime überleben.

Angesichts dieser Lösungen und ihres kalkulierten Angriffs auf die menschliche Natur, die Menschheit und die Geschichte durch die Errich­tung einer Welt der lebenden Toten scheint sich mit den Höhlen des Vergessens und der Fabrikation der Leichen ein Verbrechen ersten Ranges, das eine größere Sünde ist als selbst der Mord, in die lange Sündengeschichte der Menschheit eingeschrieben zu haben: die Men­schen der Bedingung ihrer menschlichen Existenz zu berauben und trotzdem leben zu lassen, Lebende aus der Menschheit auszuschließen und Tote aus dem Gedächtnis der Geschichte zu entfernen. Die abstrak­te Existenz der Insassen der Konzentrationslager, ihre vollkommene Nutzlosigkeit für die Gesellschaft und ihre Nicht-Beziehung zu allen Geschehnissen der Welt draußen, stellt nicht nur eine unaufhörliche Versuchung für Mörder dar, sondern droht auch ständig, unser Gewissen zu trüben. Wie der neue Typus des Mörders, der seine Opfer aus keinem bestimmten Zweck des Eigeninteresses tötet, mögen wir nicht mehr wahrnehmen, daß jemand überhaupt ermordet wurde, wenn er, unter allen Gesichtspunkten praktischer Zweckmäßigkeit, vorher nicht existiert hat.

Die Tragödie unserer Zeit besteht darin, daß wir erst beim Auftreten von Verbrechen, die in ihrer Art und ihrem Ausmaß unbekannt und in den Zehn Geboten nicht vorgesehen waren, das wahrgenommen haben, was dem Mob seit Beginn des Jahrhunderts bekannt war: daß nicht nur diese oder jene Regierungsform veraltet ist oder daß bestimmte Werte und Traditionen neu überdacht werden müssen, sondern daß fast drei­tausend Jahre westlicher Kultur und Zivilisation, wie wir sie in einem vergleichsweise ununterbrochenen Traditionsverlauf als Ganzes kann­ten, zusammengebrochen sind; daß die ganze Struktur der westlichen Kultur mit all den dazugehörigen Überzeugungen, Traditionen, Urteils­maßstäben über unseren Köpfen niedergestürzt ist.

Nur der Ruf nach globaler Herrschaft hat uns bewußt gemacht, daß sich mit dem Begriff Menschheit nicht länger ein schöner Traum von Einheit oder ein fürchterlicher Alptraum von Fremdheit verbindet, son­dern eine harte, unausweichliche Wirklichkeit. Nur die irrsinnige Vor­stellung, daß „alles möglich ist“, hat unserem tiefsten Wissen darüber, daß sehr viel mehr möglich ist, als wir je gedacht haben, Ausdruck verlie­hen. Nur der verbrecherische Versuch, die Natur des Menschen zu ändern, entspricht der uns schaudernden Einsicht, daß keine Natur, nicht einmal die Natur des Menschen, weiterhin als das Maß aller Dinge angesehen werden kann. Und nur die Verachtung des Totalitarismus für das Faktische besitzt eine offenkundige Verbindung mit dem tief einge­wurzelten Mißtrauen des modernen Menschen gegen alles, was er nicht selbst geschaffen hat.

Nichts ist natürlich besser verständlich als das Widerstreben, diese Lage einzugestehen. Denn dann wird offenbar, daß wir auf keine Tradi­tion zurückfallen können, auch wenn wir viele haben und sie genauer kennen als alle Generationen vor uns, und daß wir keine von ihnen nut­zen können, obwohl wir mit Erfahrung gesättigt und in der Interpre­tation kompetenter sind als jedes Jahrhundert zuvor. Ob es uns gefällt oder nicht, wir haben schon lange aufgehört, in einer Welt zu leben, in der der Glaube an den jüdisch-christlichen Schöpfungsmythos sicher genug ist, um tatsächlichen Gesetzen Autorität zu verleihen und als Grundlage und Quelle zu dienen, und sicherlich glauben wir nicht mehr, wie die großen Männer der Französischen Revolution, an einen univer­salen Kosmos, in dem der Mensch ein Teil wäre, dessen Naturgesetze er nachahmen und mit denen er sich in Einklang bringen müßte.

Nur Mythen haben je das Dunkel, das den Ursprung der Menschen­geschichte umgibt, durchdrungen. Nach diesem den Geschichtsprozeß transzendierenden Ursprung suchte man im Bemühen, in geschichtli­chen Zufällen den letzten Sinn zu finden – Sinn, der, gerade weil er im Anfang liegt, sicher zu sein schien und welcher unabhängig von den unzuverlässigen Anstrengungen der Menschen und den unvoraussehba­ren Launen des Zufalls war. Dies war die Funktion der griechischen Annahme eines Goldenen Zeitalters, gemessen an dem alle Geschichte ein allmählicher Niedergang wäre; oder der orientalischen Hypothesen eines absolut Bösen als der Quelle alles Menschlichen, von dem Erlösung ausgehen könnte (und welches schließlich in säkularisierter Form als grenzenloser Fortschritt weg von dem Bösen in Gestalt des bar­barischen Ursprungs wiedererschien); oder des hebräischen Mythos eines verlorenen Paradieses, das im messianischen Zeitalter wiederent­deckt würde (welcher schließlich in Marx’ Theorie, daß ein Ur-Kom­munismus in einer klassen- und geschichtslosen Gesellschaft wieder­gefunden würde, auflebte); oder des christlichen Glaubens, daß der Sün­denfall für seinen zur erlösenden Aufhebung notwendigen Weg des ganzen Verlaufes der Geschichte bedarf.

Diese Geschichtsauffassungen haben ein gemeinsames Kennzeichen: Sie nehmen an, daß etwas da war, gegeben war, bereits bestand, bevor die menschliche Geschichte eigentlich begann; daß, anders gesagt, die Richtung der Geschichte jenseits der menschlichen Anstrengung lag, daß ihre Gesetze aus einer transzendenten Quelle (oder einem transzen­denten Ereignis) stammten, denen man nur gehorchen oder nicht gehor­chen konnte. Lediglich die Französische und die Amerikanische Revo­lution machten einen schwachen und ungeschickten Versuch, zu einer radikal neuen Auffassung nicht der menschlichen Geschichte, sondern ihres letzten Sinnes zu kommen. Für sie war die Geschichte die „Erzie­hung des Menschengeschlechts“ (wie Lessing es ausdrückte), sein Wachstum und seine Entwicklung von der Kindheit zur Reife gewesen, die mit der stabilen, universalen Errichtung einer erwachsenen Mensch­heit „absterben“ würde wie Marx’ und Lenins Staat. Und von dieser Basis der Aufklärung aus konnten Menschenrechte proklamiert werden. Menschenrechte waren von den geschichtlichen Rechten unabhängig, waren mit der menschlichen Natur als solcher gegeben. Die neue und feierlich erklärte Würde des Menschen lag darin, daß er erwachsen geworden war und unabhängig vom Gebot Gottes sowie seiner eigenen geschichtlichen Tradition, die ihn, das Kind, wie ein Vater geführt hatte.

Von Anfang an jedoch hatte diese neue Würde etwas Verwirrendes an sich. Sie ersetzte geschichtliche Rechte durch natürliche Rechte; sie setz­te „Natur“ an die Stelle von Geschichte, und sie nahm stillschweigend an, daß „Natur“ dem Wesen des Menschen weniger fremd war als Ge­schichte. Die Sprache schon der [Amerikanischen] Unabhängigkeits­erklärung wie der Erklärung der Menschenrechte – „unveräußerlich“, „angeboren“, „unabänderliche Wahrheiten“ – impliziert, daß die Men­schennatur, von der angenommen wird, daß sie sich unter der gleichen Notwendigkeit wie das Kind, das erwachsen werden soll, entwickelt, sel­ber die Voraussetzung war, aus der die Gesetze und Rechte abgeleitet wurden. Keiner konnte zu der damaligen Zeit überhaupt voraussehen, daß die „Natur“ des Menschen, wie sie von zweitausend Jahren Philo­sophie definiert und immer wieder definiert worden war, unvorherseh­bare und unbekannte Möglichkeiten enthielte; daß des Menschen Herrschaft über die Natur einen Punkt erreichen würde, an dem er die Möglichkeit, die Erde mit menschengemachten Instrumenten zu zer­stören, ins Auge fassen könnte; daß schließlich eines Tages sein Wissen von der Natur in ihm ernsthafte Zweifel an der Existenz natürlicher Gesetze überhaupt entstehen lassen würde. Daß, mit anderen Worten, die Menschheit eines Tages sich ebenso von der Natur emanzipiert haben würde wie der Mensch des 18. Jahrhunderts von der Geschichte. Heute sehen wir sowohl die Geschichte wie die Natur als etwas dem Wesen des Menschen Fremdes an. Keine von ihnen bietet uns jenes umfassende Ganze, in dem wir uns geistig zuhause fühlen.

Unsere neue Schwierigkeit liegt darin, daß ein fundamentales Mißtrauen in alles, was nur gegeben ist, zu unserem Ausgangspunkt geworden ist – ein Mißtrauen gegen alle Gesetze sowie moralischen und gesellschaftlichen Vorschriften, die aus einem gegebenen, umfassenden, universalen Ganzen abgeleitet werden. Die Quellen der Autorität des Rechts werden untergraben, und es werden die letzten Ziele der politi­schen Organisationen und Gemeinschaften in Frage gestellt; das zwingt uns nicht nur, neue Gesetze zu finden und zu vererben, sondern auch ihr eigentliches Maß, den Maßstab von Gut und Böse, das Prinzip ihrer Quelle, zu finden und zu vererben. Denn der Mensch im Sinne der Menschennatur ist nicht mehr der Maßstab – all dem zum Trotz, was uns die neuen Humanisten glauben machen wollen. Politisch heißt das, daß wir, bevor wir die Verfassung eines neuen politischen Systems ent­werfen, zunächst einmal eine neue Grundlage für menschliches Zusam­menleben als solches schaffen – nicht nur entdecken – müssen.

Geschichtlich gesehen würde dies nicht das Ende der Geschichte bedeuten, sondern ihren ersten, bewußt geplanten Anfang – verbunden mit der bitteren Erkenntnis, daß uns nichts versprochen worden ist: kein messianisches Zeitalter, keine klassenlose Gesellschaft, kein Paradies nach dem Tode. Solch ein bewußt geplanter Anfang ist offensichtlich nie zuvor möglich gewesen, weil die Menschheit nur Begriff oder Ideal war, niemals Wirklichkeit. Die durch Raum und Natur und, folglich, durch geistig unübersteigbare Mauern der Geschichte und der Kultur nicht län­ger geteilte Menschheit wird entweder einen Weg finden, auf einer über­völkerten Erde zu leben und sie gemeinsam zu regieren, oder sie wird untergehen – ein Ereignis, das die Natur in ihrer sublimen Indifferenz unberührt lassen wird.

Die unmittelbarste politische Folge dieser neuen geschichtlichen Situation, in der die Menschheit tatsächlich die Position einzunehmen beginnt, die zuvor der Natur oder der Geschichte zugeschrieben war, liegt darin, daß etwas von der faktischen Verantwortung, die die Mitglie­der jeder nationalen Gemeinschaft für alle in ihrem Namen begangenen Taten und Untaten mittragen, nun in die Sphäre des internationalen Lebens hineingewachsen ist. Die Völker der Welt haben eine vage Ahnung von dieser neuen Last und versuchen, sich ihr durch eine Art Nationalismus zu entziehen, der besonders gewalttätig ist, weil er stän­dig an Grenzen stößt. Sie wissen, daß sie für Sünden, die am anderen Ende des Globus begangen werden, „bestraft“ werden und noch nicht viel Gelegenheit hatten zu lernen, daß jeder Schritt, der anderswo in die richtige Richtung getan wird, auch für sie von Vorteil sein könnte.

Diese Situation, das Aufkommen der Menschheit als einer politischen Größe, macht „Verbrechen gegen die Menschheit“, wie von Justice Jackson bei den Nürnberger Prozessen formuliert, zum ersten und wichtigsten Begriff des internationalen Rechts. Es sollte jedoch erkannt werden, daß das internationale Recht mit diesem Begriff die gegenwärti­ge Sphäre, die nur mit denjenigen Gesetzen und Vereinbarungen zu tun hat, welche im Frieden und Krieg den Verkehr von souveränen Staaten regeln, transzendiert und jene Sphäre des Rechts betritt, die über der der Nationen liegt. Diese neue Art des Rechts kann sich nicht mit Verbrechen wie der aggressiven und verbrecherischen Kriegführung, den Vertragsbrüchen, der Unterdrückung und Ausbeutung des eigenen und fremder Völker befassen. All solchen Überschreitungen muß in Zukunft ebenso wie in der Vergangenheit durch konzertierte Aktionen jener Nationen, deren Rechte verletzt wurden, entgegengetreten wer­den. Im Rahmen der gegenwärtigen politischen Organisation und unter den Umständen souveräner Staatlichkeit – Umstände, die in keiner Weise der gleichzeitigen politischen Existenz der Menschheit widerspre­chen – können sie kaum anders geächtet werden als durch Verträge und Allianzen auf internationaler oder zwischenstaatlicher Ebene. Diese Überschreitungen sind Angriffe auf die Bürgerrechte – der Bürger einer fremden oder der eigenen Gemeinschaft – und müssen von in Nationen oder Parteien organisierten Bürgern abgewehrt werden; genau genom­men handelt es sich nicht um Angriffe auf die Menschenrechte. Denn der Mensch als Mensch hat nur ein Recht, das seine verschiedenen Rechte als Bürger überschreitet: das Recht, niemals von den Rechten, die seine Gemeinschaft gewährt, ausgeschlossen zu sein – ein Aus­schluß, der nicht stattfindet, wenn er ins Gefängnis kommt, aber wenn er in ein Konzentrationslager eingewiesen wird. Erst dann ist er von der ganzen Sphäre der Rechtlichkeit, wo die allein durch gegenseitige Garantien zu sichernden Rechte entspringen, ausgeschlossen.

Verbrechen gegen die Menschheit sind eine Art Spezialität der tota­litären Regime geworden. Auf längere Sicht wird es mehr Schaden als Nutzen bringen, wenn wir diese höchste Art des Verbrechens mit einer langen Reihe anderer Verbrechen vermischen, die diese Regime eben­falls wahllos begehen, wie etwa Ungerechtigkeit und Ausbeutung, Frei­heitsberaubung und politische Unterdrückung. Verbrechen der letztge­nannten Art sind in allen Tyranneien bekannt und werden kaum je so eingestuft, daß ausreichend Grund vorhanden wäre, um die Ein­mischung in die souveränen Angelegenheiten eines anderen Landes zu rechtfertigen. Die aggressive und imperialistische Außenpolitik von Sowjetrußland hat Verbrechen gegen viele Völker zur Folge gehabt und in der ganzen Welt große Sorge ausgelöst, doch es handelt sich um eine Angelegenheit gewöhnlicher Außenpolitik auf internationaler Ebene, nicht um eine Sache der Menschheit als solcher, das heißt des möglichen Rechts über den Nationen. Die russischen Konzentrationslager dagegen, in denen viele Millionen sogar der eher zweifelhaften Segnungen des Rechts in ihrem eigenen Land beraubt sind, könnten und sollten Gegenstand eines Handelns werden, das nicht die Rechte und Regeln der Souveränität zu beachten hätte.

Dem einen Verbrechen gegen die Menschheit entspricht das eine Menschenrecht. Wie alle anderen Rechte kann auch dieses nur durch gegenseitige Vereinbarungen und Garantien bestehen. Da es – als Recht des Menschen, ein Bürger zu sein – die Bürgerrechte transzendiert, ist dieses Recht das einzige, das vom Völkerrecht und nur von ihm garan­tiert werden kann.

Die einzige, gegebene Bedingung für die Einrichtung von Rechten ist die Pluralität der Menschen; Rechte existieren, weil wir die Erde zusam­men mit anderen Menschen bewohnen. Kein göttlicher Befehl, abgelei­tet aus der Tatsache, daß der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde, und kein Naturrecht, abgeleitet von der „Natur“ des Menschen, reichen aus, um ein neues Gesetz auf Erden zu schaffen; denn Rechte entspringen der menschlichen Pluralität, wohingegen göttlicher Befehl oder Naturrecht selbst dann wahr sein würden, wenn es nur ein einziges menschliches Wesen gäbe.

Der bewußte Anfang der Geschichte der Menschheit wird bedeuten, daß nichts, was bloß gegeben ist, als Maßstab dienen kann und daß nicht einmal die überkommene utilitaristische Gleichsetzung des Guten mit dem „Gutsein für“ eine vorgängig gegebene Ganzheit gültig sein wird. Aus diesem Grund eben funktioniert unser Common Sense, der darin geübt ist, die Ereignisse mit Hilfe utilitaristischer Kategorien zu beurteilen, nicht mehr richtig und sieht sich ständig nicht einfach Ver­brechen, sondern unverstehbaren Verbrechen gegenübergestellt. Wenn in dem Glauben des 18. Jahrhunderts, daß der Mensch erwachsen geworden ist, überhaupt ein Sinn steckt, so der, daß von nun an der Mensch der einzig mögliche Schöpfer seiner eigenen Gesetze und der einzig mögliche Macher seiner eigenen Geschichte ist.

Diese Aufgabe ist in ihrer Größe überwältigend und noch nie dagewe­sen. Nur ein Unheil höchsten Ausmaßes konnte uns dazu zwingen, sich ihr zu stellen. Jeder andere Weg würde uns leider automatisch in die Wüste führen, wo recht ist, was „gut“ ist „für“ – das Individuum, oder die Familie, oder das Volk. Denn eine solche Definition wird niemals Mord verhindern, auch dann nicht, wenn die Einheit, auf die sich das „gut für“ bezieht, so groß ist wie die Menschheit selbst. Ja, es ist durch­aus vorstellbar, daß eines schönen Tages eine in höchstem Grade organi­sierte, mechanisierte und zentralisierte Menschheit entscheiden könnte, daß es für das Ganze besser wäre, wenn es einen gewissen Teil nicht gäbe.

Wie groß unser Unheil tatsächlich ist, kann daran abgelesen werden, daß wir, um ein so einfaches Ziel, wie die Verhütung von Mord, zu errei­chen, gezwungen sind, die unbestrittene Geltung unserer Moralgrund­sätze, auf denen die gesamte Struktur unseres Lebens aufruht und die keiner der großen Revolutionäre, von Robespierre bis Lenin, je ernst­haft infrage stellte, anzuzweifeln. Wir können nicht länger mit Lenin glauben, daß „das Volk sich allmählich daran gewöhnen wird, die ele­mentaren Regeln des gesellschaftlichen Lebens, die […] über Tausende von Jahren wiederholt worden sind, zu befolgen“ (Staat und Revolution), und wir müssen uns deshalb um etwas bemühen, was dem großen Common Sense von Burke noch unmöglich schien, nämlich um „neue Entdeckungen […] in der Moral […] oder in den Freiheitsideen“ (Reflections on the Revolution in France). Wenn wir dies nicht versu­chen, wird der Mob, der mehr als einmal in den letzten fünfzig Jahren seine hervorragende Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen, bewie­sen hat, die Dinge an sich reißen und dorthin Zerstörung tragen, wo wir unfähig waren, etwas herzustellen. Hierfür gibt es viele Anzeichen, und hier liegt das Problem. Denn das erste verheerende Ergebnis des Er­wachsenwerdens des Menschen ist, daß der moderne Mensch dahin gelangt ist, sich an allem Gegebenen zu stoßen, selbst an seiner eigenen Existenz – bis hin zu der Tatsache, daß er nicht der Schöpfer des Univer­sums und seiner selbst ist. In diesem fundamentalen Ressentiment ver­haftet, weigert er sich, in der gegebenen Welt Sinn und Verstand zu sehen. Indem er sich an allen Gesetzen, die ihm nur gegeben sind, reibt, tut er offen kund, daß alles erlaubt ist, und glaubt heimlich, daß alles möglich ist. Und da er weiß, daß er ein gesetzeschaffendes Wesen und seine Aufgabe gemessen mit dem Maß der vergangenen Geschichte „übermenschlich“ ist, wendet er sich in seinem Ressentiment sogar ge­gen seine nihilistischen Überzeugungen, als wenn sie ihm durch irgend­einen grausamen Scherz des Teufels aufgezwungen worden wären.

Die Alternative zu diesem Ressentiment, welches die psychologische Grundlage des gegenwärtigen Nihilismus ist, wäre eine grundlegende Dankbarkeit für die wenigen elementaren Dinge, die uns tatsächlich unveränderlich gegeben sind, so wie das Leben selbst, die Existenz des Menschen und der Welt. Hinsichtlich des Problems, das in der Wahl zwi­schen Ressentiment und Dankbarkeit als möglichen modernen Hal­tungen besteht, haben die Neuhumanisten – in ihrer verständlichen Sehnsucht nach der stabilen Welt der Vergangenheit, als Gesetz und Ordnung gegeben waren, und in ihren vergeblichen Bemühungen, eine solche Stabilität wieder zu erreichen, indem sie den Menschen zum Maß aller menschlichen Dinge machten – für Verwirrung gesorgt und so die Furcht vor dem Menschen, diesem unbekanntesten und unberechenbar­sten Wesen auf Erden, vergrößert. Allgemein gesprochen erwartet solche Dankbarkeit nichts weiter als – mit den Worten von Faulkner – „[one’s] own one anonymous chance to perform something passionate and brave and austere not just in but into man’s enduring chronicle […] in gratitude for the gift of [one’s] time in it“. Im Bereich der Politik betont Dankbarkeit die Tatsache, daß wir nicht allein auf der Welt sind. Wir können uns mit der Verschiedenheit der Menschheit, mit den Unter­schieden zwischen menschlichen Wesen – die furchterregend sind genau wegen der wesentlichen Gleichheit der Rechte aller Menschen und der daraus für uns folgenden Verantwortung für alle Taten und Untaten, die von Menschen, welche anders sind als wir, verübt wurden – nur dann versöhnen, wenn wir einsehen, wie außerordentlich beglückend es ist, daß dem Menschen Zeugungskraft verliehen wurde, daß nicht ein ein­zelner Mensch, sondern die Menschen die Erde bewohnen.

Nur ein bewußt geplanter Anfang der Geschichte, nur ein bewußt ver­erbtes neues politisches Gemeinwesen, wird schließlich in der Lage sein, jene wieder zu integrieren, die in immer größeren Zahlen aus der Menschheit vertrieben und von den Bedingungen, unter denen Men­schen bisher gelebt haben, abgeschnitten sind. Die Anerkennung eines Verbrechens gegen die Menschheit wird aus sich heraus weder Freiheit noch Gerechtigkeit erreichen, denn diese sind Gegenstand des Tages­kampfes aller Bürger; sie kann nur die Teilnahme aller Menschen an dem Kampf sicherstellen. Die Menschenrechte als Konzept können nur dann wieder sinnvoll werden, wenn sie überhaupt neu definiert werden – als Recht auf Grundbedingtheiten menschlicher Existenz, das davon abhängt, zu einer menschlichen Gemeinschaft zu gehören; als Recht, niemals abhängig zu sein von einer angeborenen Menschenwürde, die (läßt man ihre Garantie durch die Mitmenschen beiseite) de facto nicht nur nicht existiert, sondern der letzte und möglicherweise arroganteste Mythos ist, den wir in unserer langen Geschichte erfunden haben. Die Menschenrechte können nur dann eingeführt werden, wenn sie die vor­politische Grundlage eines neuen politischen Gemeinwesens, die vor­rechtliche Grundlage einer neuen Rechtsstruktur, das sozusagen vor­geschichtliche Fundament werden, von dem die Geschichte der Menschheit ihren wesentlichen Sinn in ähnlicher Weise ableiten wird, wie das die westliche Zivilisation von den ihr eigenen, grundlegenden Ursprungsmythen getan hat.

Zwischenzeitlich mag es nützlich gewesen sein, den Ursprung der neuen Bewegungen zu finden und über ihre Ausprägungen nachzuden­ken – jener Bewegungen, die vorgeben, die Lösung unserer Probleme gefunden zu haben, und deren fantastische Behauptungen, tausendjähri­ge Reiche gegründet und messianische Zeitalter heraufgeführt zu haben, trotz aller gegenteiliger Beweise deshalb geglaubt werden, weil sie, wenn auch radikal destruktiv, eine Antwort auf die schreckliche Herausfor­derung des Jahrhunderts geben. Damit kann sicherlich kein neues Recht auf Erden eingesetzt werden, aber dies ist ein Weg hin zu einer neuen Form universaler Solidarität.

Denn jene, die aus der Menschheit und der Menschengeschichte aus­gegrenzt und der Grundbedingungen menschlicher Existenz beraubt wa­ren, brauchen die Solidarität aller Menschen, um sie ihres rechtmäßigen Platzes in der „fortdauernden Menschenchronik“ zu versichern. Zumin­dest können wir jedem von ihnen, der mit Recht verzweifelt ist, zurufen: „Tu dir nichts Übels, Denn wir sind alle hie.“

Übersetzt von Ursula Ludz.

Quelle: Über den Totalitarismus. Texte Hannah Arendts aus den Jahren 1951 und 1953, aus dem Englischen übertragen von Ursula Ludz, hrsg. vom Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, 1998, S. 11-31.

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