Fridolin Stier: „In den Lehren des Glaubens – Gott, Jesus – sind Urwirklichkeiten ausgesprochen, die aber, in der Form, in der Sprache des Jetzt sprechend, sich selbst verstellen, die nicht mehr Sprache sind. Es geht darum, die Sprache wiederzufinden.“

Der Mensch von heute und die Glaubenslehre gehen nicht mehr konform. Die Spaltung hat sie auseinandergerissen. Die Lehre wirkt wie eine Überstülpung oder wie ein Firnis. Sie liegt in einem Raum, der nicht mehr der Aufenthalt der Menschen ist …

Die Lehre steht, der Mensch geht. Dieser Mensch von heute, säkular – oder wie immer – zu bestimmen; es tut nichts zur Sache. Die Wirklichkeit hält ihn überwältigt. Und eine andere, eine Lehre tritt ihm gegenüber, in der er seine Wirklichkeit nicht mehr gesprochen, nicht mehr angesprochen erkennt, erfährt. Es ist gespenstisch, das anzusehen …

Um was geht es? In den Lehren des Glaubens – Gott, Jesus – sind Urwirklichkeiten ausgesprochen, die aber, in der Form, in der Sprache des Jetzt sprechend, sich selbst verstellen, die nicht mehr Sprache sind. Es geht darum, die Sprache wiederzufinden. Sie kann nur gefunden werden in der Erfahrung der Wirklichkeit, der Wirklichkeit Gottes. Wie ist das zu tun – wenn überhaupt etwas zu tun ist?

Quelle: Fridolin Stier, Mit Psalmen beten, hrsg. von Eleonore Beck, Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk, 2001, S. 67.

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