„Zieh fort aus deinem Land, fort aus deiner Sippe, fort aus dem Haus deines Vaters, in das Land, das ich dir zeigen werde (Gen 12,1). Eine Scheidung wird gefordert, ein Weg gewiesen, ein Geheiß ergeht, Gehorsam heischend, die Verheißung lautet: Er sei zum Vater vieler Völker bestimmt. Ihr trauend, seinem Wort, habe er den Weg zu wagen – ins Unbekannte. Der Gott Abrahams entzündet nicht das Licht einer Wahrheit, die fortan leuchtend zu betrachten, immer tiefer zu erkennen und als geistiger Besitz anzueignen wäre. Der Gott Abrahams erhebt Anspruch auf den ganzen Menschen, setzt Herzen und Beine in Bewegung, Sippen und Stämme. Er macht – durch Anspruch – Geschichte mit den Angesprochenen.
Wo sind wir? „Der Herr sprach zu Abraham: Zieh fort aus deinem Land …. fort in das Land, das ich dir zeigen werde!“ (Gen 12,1) Wo sind wir? Im Aufbruch? Schon unterwegs? Oder wähnen wir gar, schon in dem Land zu sein, das ER uns zeigen will? Haben wir den Ruf überhört? Oder gar nicht hören wollen? Vielleicht fühlen wir uns ganz wohl bei den Leuten von Ur in Kaldäa.
Quelle: Fridolin Stier, Mit Psalmen beten, hrsg. von Eleonore Beck, Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk, 2001, S. 47 u. 73.