Wahrheit und Offenbarung in Bezug auf die Lehre der Dreieinigkeit bzw. die Christus-Lehre: „Das Besondere an der christlichen Lehre ist, dass weder allgemeingültig Gewusstes, noch empirisches Naturwissen, noch menschenmögliches historisches Geschehen, sondern eine heilige Geschichte (historia sacra) – die menschliches, historisches Geschehen in Jesus Christus – mit der göttlichen Ewigkeit verbunden ist.“

Wahrheit und Offenbarung in Bezug auf die Lehre der Dreieinigkeit bzw. die Christus-Lehre

Wenn in der Kirche die göttliche Dreieinigkeit bzw. die Menschwerdung des Gottessohnes gelehrt werden, so handelt sich dabei nicht um sogenannte Vernunftwahrheiten. Diese Lehren gelten also nicht durch die menschlichen Vernunft begründet, sondern als Offenbarungswahr­heit, d.h. die Lehre ist göttlich offenbart worden, so wie es im Evangelium nach Johannes heißt: „Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat es verkündigt.“ (Johannes 1,18) Der Gottessohn selbst offenbart in seiner Menschwerdung diese göttliche Wahrheit, die Menschen von sich aus nicht „erdenken“ kön­nen. Offenbarung als das zu Wort gekommene Geschehen wiederum ist in der Begegnung auf persönlichen Glauben aus: So spricht Petrus im Evangelium nach Johannes: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ (Johannes 6,68f)

Naturwissenschaftliche Erkenntnis mit einem entsprechenden Wahrheitsanspruch basiert auf der Reproduzierbarkeit von Sachverhalten bzw. Geschehen. Demgegenüber ist historische Wahrheit, die einem einmaligen, mit Namen verbundenen Geschehen gilt, auf Glauben (fides historica) angewiesen. Ohne Wahrnehmung, Erinnerung, Mitteilung, Dokumentation und Rezeption/Lektüre kommt vergangenes Geschehen nicht in der Gegenwart an, sondern entfällt in die vergangene Vergessenheit. Historische Tatsachen lassen sich nicht empirisch verifizie­ren. Archäologische Artefakte sind Zeugnisse dafür, was geschehen sein könnte. Erzähltes Geschehen wird in drei Kategorien unterschieden, Historie (wirkliches Geschehen), Fiktion (mögliches Geschehen) und Fabel/Mythos (unwirkliches Geschehen).

Das Besondere an der christlichen Lehre ist, dass weder allgemeingültig Gewusstes (mit Hilfe der Vernunft als „geistige“ Wahrheit erdacht), noch empirisches Naturwissen (mittels dem reproduzierbaren Experiment), noch menschenmögliches historisches Geschehen (Humange­schichte, z.B. Julius Caesar, Martin Luther, Bismarck), sondern eine heilige Geschichte (historia sacra) – die menschliches, historisches Geschehen in Jesus Christus – mit der göttlichen Ewigkeit verbunden ist.

Am Beispiel der Liebe lässt sich das veranschaulichen: Der Gattungsname bzw. der Begriff „Liebe“ kann auf verschiedene Weisen erschlossen werden, entweder als vernunftfähige Idee, als biologisches Phänomen, als humangeschichtliche Episode (die Lie­besgeschichte zwischen Kleopatra und Marcus Antonius) oder aber in der christliche historia sacra als die Geschichte, in der der dreieinige Gott in seinem Handeln in und an Jesus Chris­tus in unserer menschlichen Wirklichkeit sich als die Liebe erweist:

Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe. Gott ist die Liebe. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden.“ (1Johannes 4,7-10)

Hier mein Text als pdf.

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