Karl Barths Gebet zum Christfest: „Du hast dich erniedrigt, um uns zu erhöhen. Du wurdest arm, damit wir reich würden. Du kamst zu uns, damit wir zu dir kämen. Du wurdest ein Mensch wie wir, um uns aufzunehmen in die Teilnahme an deinem ewigen Leben.“

Gebet zum Christfest

Von Karl Barth

Herr unser Gott!
Du hast dich erniedrigt, um uns zu erhöhen.
Du wurdest arm, damit wir reich würden.
Du kamst zu uns, damit wir zu dir kämen.
Du wurdest ein Mensch wie wir,
um uns aufzunehmen in die Teilnahme an deinem ewigen Leben.
Du wolltest nicht nur im Himmel,
sondern auch bei uns auf Erden wohnen –
nicht nur hoch und groß,
sondern wie wir niedrig und klein sein –
nicht nur herrschen, sondern uns dienen –
nicht nur Gott sein in Ewigkeit,
sondern für uns als Mensch geboren werden, leben und sterben.

Und nun denken wir an alle Finsternis und Leiden dieser unserer Zeit –
an die vielen Irrtümer und Missverständnisse,
mit denen wir Menschen uns plagen –
an all das Harte, das so viele trostlos tragen müssen –
an all die großen Gefahren, von denen die Welt bedroht ist,
ohne Rat zu wissen, wie sie ihnen begegnen soll.
Wehre du dem Narrenwerk des kalten Krieges und der gegenseitigen Bedrohung,
mit dem die Völkerwelt sich heute in so furchtbare Gefahr begibt.
Gib du den Regierungen und denen, die für die öffentliche Meinung verantwortlich sind, die neue Weisheit, Geduld und Entschlossenheit,
deren es heute bedürfte,
um auf deiner guten Erde Allen ihr Recht zu verschaffen und zu erhalten!

Gib ihnen etwas von deiner Weisheit:
dass sie auf den Frieden auf Erden sinnen möchten!

Quelle: Karl Barth-Brevier. Hrsg. von Richard Grunow. Zürich: EVZ, 1966. S. 586–587.

Hier das Gebet als pdf.

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