Søren Kierkegaards Gebet zu Erntedank: „Gib Du auch einem jeden die Überzeugung, dass alles von Dir kommt, damit nicht die Freude uns von Dir reiße in der Vergessenheit der Lust.“

Vater im Himmel!
Du hältst alle guten Gaben in Deiner milden Hand.
Dein Überfluß ist reicher, als daß menschlicher Verstand ihn fasse;
Du bist willig zu geben,
und Deine Güte ist größer, als daß eines Menschen Herz sie verstehe;
denn Du erfüllst jede Bitte und gibst, um was wir bitten,
oder gibst weit Besseres, als was wir erbitten.
So gib Du denn jedem seinen ihm zugewiesenen Teil, wie es Dir wohlgefällt;
aber gib Du auch einem jeden die Überzeugung, daß alles von Dir kommt,
damit nicht die Freude uns von Dir reiße in der Vergessenheit der Lust,
damit nicht das Leid die Scheidewand setze zwischen Dich und uns;
sondern daß wir in der Freude hinsuchen zu Dir und im Leide bei Dir bleiben,
damit, wenn unsere Tage einst gezählt, und der äußere Mensch verdorben ist,
der Tod nicht kalt und furchtbar in seinem eigenen Namen komme,
sondern mild und freundlich mit Gruß und Botschaft,
mit Zeugnis von Dir, unserem Vater, der Du im Himmel bist!
Amen.

Quelle: Søren Kierkegaard, Gebete, hrsg. v. Walter Rest, Köln-Olten: Hegner, 1952, S. 45.

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