Eugene A. Nida über die Übersetzungsmöglichkeiten von „Gott“ in anderen Sprachen: „Es gibt im allgemeinen vier Lösungsversu­che: 1. ein Gattungsbegriff, den man durch ein Beiwort exklusiv bestimmen kann; 2. ein Name, der eine bestimmte Gottheit in der einheimischen religiösen Tradition bezeichnet; 3. ein beschrei­bender Ausdruck, der eine Eigenschaft oder Tä­tigkeit Gottes bezeichnet, z. B. ‚der Schöpfer‘ oder ‚der große Vater‘, oder 4. die Verwendung des Wortes aus einer vorherrschenden Sprache in dem Bereich.“

Gott

Von Eugene A. Nida

Die Übersetzung dieses Wortes ist eine der schwierigsten Aufgaben bei der Bibelüberset­zung. Es gibt im allgemeinen vier Lösungsversu­che: 1. ein Gattungsbegriff, den man durch ein Beiwort exklusiv bestimmen kann; 2. ein Name, der eine bestimmte Gottheit in der einheimischen religiösen Tradition bezeichnet; 3. ein beschrei­bender Ausdruck, der eine Eigenschaft oder Tä­tigkeit Gottes bezeichnet, z. B. der Schöpfer oder der große Vater, oder 4. die Verwendung des Wortes aus einer vorherrschenden Sprache in dem Bereich, z. B. die Übernahme des spani­schen Dios in vielen Indianersprachen Latein­amerikas.

Die verbreitetste Lösung ist die erste. So wurde schon im Griechischen Theos verwendet, um das hebräische Elohim wiederzugeben. Lateinisch deus und später im Germanischen Gott hatten eine ähnliche Bedeutung. Wenn man einen Gat­tungsbegriff verwenden kann, um eine einzigar­tige Gottheit zu bezeichnen, ist das auch die beste Lösung. Man kann dann die radikale Unterschei­dung der Schrift wiedergeben, die den Gott Is­raels den Göttern der Heiden gegenüberstellt. Man kann aber nicht einen bereits einzigartigen Ausdruck für Gott übernehmen und daraus eine Mehrzahl bilden, wie das manche Übersetzer mit dem Wort Allah für Gott versucht haben.

Der Eigenname einer bestimmten Gottheit einer einheimischen Götterwelt kann eine sinnvolle Wahl sein, bleibt aber gefährlich. Die traditionel­len Nebenbedeutungen dieses Namens können in extremem Gegensatz zur biblischen Offenbarung stehen. Aber nicht selten haben einheimische Christen diese Gleichsetzung selbst vollzogen und die unpassenden Bedeutungselemente mit der Behauptung ausgeschieden, ihre Ahnen seien darin betrogen worden.

Beschreibende Ausdrücke wie „Vater im Himmel“, „himmlischer Herrscher“, „Schöpfer“, „der Ewige“ sind ihrem Wesen nach Titel, die nur einen Aspekt bezeichnen, aber man hat sie oft verwendet, ins­besondere, wenn sie schon eine ähnliche vor­christliche Verwendung fanden. Solche Aus­drücke werden oft spontan von den neuen Gläu­bigen benutzt, um den Nichtchristen die Bedeu­tung ihres Glaubens zu erklären.

Die Übernahme eines Fremdwortes gilt oft als der sicherste Weg, ist aber wahrscheinlich der ge­fährlichste. Zunächst wird das Fremdwort als Ei­genname verstanden, der entweder Name einer fremden Gottheit ist oder der Name, mit dem die Ausländer eine der lokalen Gottheiten bezeich­nen. Als ein leeres Wort muß es erst mit Bedeu­tung gefüllt werden; häufig ist die Bedeutung, die das Wort bekommt, die am allerwenigsten wünschenswerte, denn der Weg, auf dem so ein Begriff seine Bedeutung gewinnt, läßt sich so gut wie gar nicht kontrollieren.

Quelle: Stephen Neill et al. (Hrsg.), Lexikon zur Weltmission, Wuppertal-Erlangen 1975, 180.

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