Dietrich Bonhoeffers Testament vom September 1943
Im Falle meines Todes soll Maria sich unter meinen Sachen aussuchen, was ihr als Erinnerung lieb ist. Eberhard soll die gesamte Bibliothek, die große Rembrandtbibel, die Dürer sehen Apostel, den Flügel, das Auto und das Motorrad, das Stehpult (noch in Altdamm) und eins der beiden Ikone bekommen; alle diese Stücke haben in den 8 Jahren von Finkenwalde an für unser gemeinsames Arbeiten und Leben Bedeutung gehabt. Ebenso soll er die 6 indischen Skorpionlöffel (die Mama in Aufbewahrung hat), den kleinen Teppich (bei Herrn Lang) und mein Sparguthaben bekommen. Unter den Büchern soll er in erster Linie Marianne aussuchen lassen, was sie gern hätte, außerdem die Geschwister, ferner an Jochen Kanitz, A. Schönherr, W. Maechler, O. Dudzus, F. Onnasch, W. Rott, Hans Christoph, G. Ebeling und Onkel Georg Ch. je ein Buch schicken. Marianne soll den mexikanischen Teppich haben, Dorothee das Schmuckkästchen aus Toledo, Christoph das Klavichord, wenn er Freude daran hat, Thomas meine Taufuhr, Michel den goldenen Bleistift (bei Mama), den Stuhl aus Trient und die auf Leinwand gemalte Kreuzigung, Martin ein schönes Buch. Alles andere soll an Geschwister, an deren Kinder und an Freunde verteilt werden, doch so, daß Marianne immer in erster Linie bedacht wird. Den Eltern kann ich nichts schenken, nur danken.
Ich schreibe diese Zeilen in dem dankbaren Bewußtsein, ein reiches und erfülltes Leben gelebt zu haben, in der Gewißheit der Vergebung, und in der Fürbitte für alle hier Genannten.
Berlin, den 20. September 1943
Dietrich Bonhoeffer
Mit meinem Begräbnis soll Eberhard sich nicht quälen. Es ist mir ganz recht, wenn Ebeling, Rott, Kanitz, Schönherr, Dudzus, Fritz, Walter, Asmussen, Dibelius, Böhm, Jannasch oder Lokies es machen.
Quelle: Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hrsg. v. Christian Gremmels, Eberhard Bethge und Renate Bethge, DBW 8, Gütersloh: GVH, 1998, 163f.