Verena Pfenninger-Stadler, Brief an Karl Barth in Sachen Caprez-Roffler (1932) und Karl Barths Antwort: „Wir haben ja niemals von unseren Mitchristen, von den christlichen Redaktorinnen unseres Landes und nicht einmal von unseren Kirchenbehörden verlangt, dass sie das Wagnis, das wir im Glauben unternehmen, mit uns wagen. Wir haben uns gefreut über jeden, der mit uns ging, aber verlangt haben wir nur das Eine, dass man uns nehme und allenfalls bekämpfe als das, was wir sind: Menschen, die vielleicht irren, aber jedenfalls meinen, im Glauben gehandelt zu haben und daher von da allein angegriffen werden müssen.“

Brief an Karl Barth in Sachen Caprez-Roffler Von Veronika Pfenninger-Stadler Brig, Tunnelstraße 9,31. VII. 32 Herrn Prof. Dr. Karl Barth,Bonn … Mehr

Margreth Härdi-Caprez über ihre Eltern Gian und Greti Caprez-Roffler (1994): „Im Sommer 1944 geschah das Selt­same: Die gleiche Behörde, die neun Jahre zuvor Gretis Kirchgemeinde als Strafmassnahme das Kirchenvermö­gen fortgenommen hatte, fragte Gian und Greti Caprez an, ob sie die neuge­schaffene Stelle der Pastoration in den kantonalen Anstalten miteinander übernehmen wollten! So zogen sie im September nach Chur in ein wunder­schönes Privat-Haus am Calunaweg. Dieses Haus war ihnen sechs Jahre lang Heim und Zuflucht, wenn ihre Herzen schwer geworden waren ob all den vielen dunklen Schicksalen, die ihnen bei ihren Begegnungen in Spitä­lern, psychiatrischen Kliniken und Ge­fängnissen anvertraut worden waren. In der Nacht vom 20. auf den 21. De­zember 1942 kam der kleine Christ-Josias auf die Welt. Seine Mutter hatte bis fast zuletzt mit ihm zusammen in all die Dunkelheiten hineingehen müs­sen, und dann war es doch so ein Son­nenkind.“

Rückblick auf das Leben von Greti Caprez-RofflerPfarreringeb. 17. August 1906 – gest. 19. März 1994 und Gian Caprez-Rofflerdipl. Bauing. ETH … Mehr

Greti Caprez-Roffler, Die Pfarrerin. Lebenserinnerungen der ersten Bündner Theologin (1980): „Gestern wurde ich ins Kantonsspital gerufen zu einer Frau, die am Morgen in einem Anfall von Schwermut Salzsäure getrunken hatte und nicht mehr zu retten war. Nie werde ich dieses Sterben vergessen. Eine junge Frau, erst 33 Jah­re alt, eine schöne Frau, mit wunderbaren dunk­len Augen, krausem schwarzem Haar, schön ge­wachsen, geliebt von Mann und Kind. «Es ist niemand schuld, mein Mann war immer, immer lieb zu mir», das waren ihre ersten Worte. Sie war ganz gelöst vom Leben, es war keine Reue über ihre Tat da, nichts vom Willen, ins Leben zurückzukehren. Nur die Schuld ihrer Tat lag auf ihr, das Verlangen nach Vergebung. Sie litt furchtbare Schmerzen und quälenden Durst und konnte nicht mehr trinken. Ich nahm sie in meine Arme. So beteten wir, bald sie, bald ich; sprachen wir, bald sie, bald ich. Meine Tränen hinderten mich oft am Sprechen. Sie weinte nicht. Sie freute sich zu gehen.“

Die Pfarrerin. Lebenserinnerungen der ersten Bündner Theologin von Greti Caprez-Roffler Vom Hüschergada zur Universität «Im Sommer 1906 gingen meine Eltern … Mehr

Verena Pfenninger-Stadler, Darf die Frau, auch die verheiratete, das volle Pfarramt fordern? (1931): „Wir wollen zuerst einmal ein Recht, nämlich das Recht, unsere Arbeit frei, vom Zentrum, von der Sache des Evangeliums her, zu gestalten, und nicht entsprechend der Vorstellung, die irgend ein Pfarrer von weib­licher Eigenart und weiblichem Dienen hat! Diese Art weiblicher Besonderung können wir eben nicht anerkennen, aber eben diese ist es, welche bewusst oder unbewusst stets den kon­kreten Hintergrund jener Theorien bildet. Wir aber meinen, daß nur, wenn uns erst einmal die volle Freiheit, unsere Arbeit zu gestalten, gegeben ist, sich vielleicht einmal, wenn auch nur in strengster Unterordnung unter die Sache des Evangeliums, dessen Verkündigung gewisse Formen des Amtes einfach fordert, etwas von der Besonderheit weiblicher Art geltend machen kann.“

Darf die Frau, auch die verheiratete, das volle Pfarramt fordern? Von Verena [Pfenninger-]Stadler Als verheiratete, berufstätige Theologin möge es mir … Mehr

Greti Caprez-Roffler, Zur Theologinnenfrage (1931): „Über meinen Zivilstand und die Möglichkeit, ihn mit dem Theologinnenberuf zu verbinden, haben sich nun schon eine Menge Leute den Kopf zerbrochen. Zwei Fragen standen vor allem zur Diskussion: 1. Die Möglichkeit, den Aufgabenkreis einer Familienmutter mit dem einer Theologin zu verbinden. Ich weiß nicht, aber das Faktum an sich, dass verheiratete Frauen einen Beruf ausüben, dürfte es wohl nicht sein, das Anstoß erregt, denn die Schweiz allein zählt 210,000 berufstätige verheiratete Frauen, und ich habe noch nie einen Zeitungsartikel gelesen, der sich gegen die Arbeit der Bäcker-, Metzger-, Ladenfrauen oder Landwirtinnen ausgesprochen hätte, trotzdem hier sicher die soziale Fürsorge ein weites Arbeitsfeld hätte und es für ihre Pflicht erachten sollte, den viel geplagten arbeitenden Frauen zu mehr Zeit, Energie und Frohmut für ihre Familien zu verhelfen. Die Verbindung von Ehe und Beruf an sich kann es also kaum sein, was so Anstoß gibt. Es muss die Verbindung dieser einen speziellen Berufsart mit der Ehe sein, deren Möglichkeit fraglich erscheint.“

Zur Theologinnenfrage (Antwort an E. Z.) Von Greti Caprez-Roffler Ich habe es schon am Artikel, der in Nr. 46 des … Mehr

Greti Caprez-Roffler, Als Pfarrerin im Graubündner Bergdorf Furna (1933): „Vor meiner Wahl ha­ben mich alle geduzt. Jetzt duzen mich nur mehr die nahen Verwandten. Und wenn an­dere mich auf mein Geheiß duzen, reden sie mich doch mit dem Titel an. Sie haben mich einmal zur Pfarrerin gemacht, und nun soll ich auch den Titel tragen. Sie haben mir nun die neue Würde verliehen, und nun wollen sie, dass ich sie auch in Ehren trage. Dass ich in Hosen Ski fahre, dagegen haben sie nichts, aber Besuche soll ich im Rock machen, wegen der Autorität, wie sie sagten. Sie wollen im Pfarrer eine Autorität sehen. Dass ich eine Frau bin, das macht nur, daß sie mir ihre Pro­bleme von Schwangerschaft, Kinderstillen etc. erzählen können. Sie bringen auch noch eine Art Tribut ins Pfarrhaus. Ich habe vom No­vember bis im April kein Fleisch kaufen müs­sen, weil sie mir von ihren Hausmetzgeten brachten. Sie schicken mir Butter und Eier.“

Als Pfarrerin im Graubündener Bergdorf Furna (1933) Von Greti Caprez-Roffler Nachdem die Bündnerin Greti Caprez-Roffler am 13. September 1931 als … Mehr

Schweizer Frauenblatt 1931: Das volle weibliche Pfarramt und der ‚Fall Furna‘: „Die Gemeinde Furna indessen will sich nicht irre machen lassen. Sie beharrt und beruft sich auf die Kantonsverfassung, nach der ihr die Wahl gestattet ist. Denn sie ist sehr froh um ihre Pfarrerin, froh auch für ihre kleine Gemeinde, eine eigene Seelsorgerin gefunden zu haben: ‚Bis dahin sind wir sehr zufrieden mit unserer Pfarrerin.'“

Das volle weibliche Pfarramt und der „Fall Furna“ Zum vollen Pfarramt sind bei uns in der Schweiz – wie übrigens … Mehr