Zur Schlacht bei Leipheim (Handlung des Bunds wider die aufrührerischen Bauern anno 1525)
Von Ambrosius Geyer
Am Mittwoch [ 29. März] gegen zwei Uhr am Nachmittag machte sich das Heer des Bundes auf und verfolgte die Bauern mit dem Ziel, sie einzuholen und eine Schlacht zu liefern. Doch die Bauern hatten bereits Kundschafter ausgesandt, wurden gewarnt und brachen eilig auf. Sie teilten sich in drei Gruppen auf: Eine Gruppe, etwa 7.000 Mann stark, zog nach Württemberg. Eine zweite, rund 6.000 Mann, zog ins Allgäu. Eine dritte Gruppe, ebenfalls ungefähr 6.000 Mann, kehrte in ihr vorheriges Lager zurück. Durch diese geschickte Aufteilung konnten die Bauern ihre Position stärken, sodass die Truppen des Bundes ihnen in den bewaldeten und hügeligen Gebieten nichts anhaben konnten. Kurze Zeit später erreichte den Hauptmann die Nachricht, dass Günzburg und Leipheim in die Hände der Bauern gefallen waren, wo sich eine große Anzahl von ihnen versammelt hatte.
Am Donnerstag nach Lätare [30. März] brach der Bund auf und marschierte mit seinem gesamten Heer auf Günzburg und Leipheim zu, die von den Bauern besetzt waren. Am Freitag verließen etwa 6.500 Bauern die Städte und versammelten sich auf einem Hügel, in der Hoffnung, dort auf weitere Verstärkung durch andere Bauern zu warten. Doch als der Bund dies erkannte, zog er ihnen entgegen. Sobald die Bauern das herannahende Banner des Bundes sahen – unter dem Befehl von Hauptmann Georg Truchsess – sowie die Truppen aus Mainz, Bamberg und Würzburg, stellten sie sich zur Schlacht auf. Sie brachten fünf kleine Kanonen (Falconetten) in Stellung, schossen auf die Reiterei und boten entschlossen Widerstand.
Doch als das gesamte Heer des Bundes mit großer Wucht und einer Staubwolke im Rücken näherkam, gerieten die Bauern in Panik. Sie flohen in Richtung Leipheim, doch die Reiter des Bundes verfolgten sie, schnitten ihnen den Weg zur Stadt ab und zwangen viele, in Richtung der Donau zu fliehen – wo viele ertranken.
Währenddessen näherten sich zwei weitere Banner von Bauern, um ihren Kameraden zu Hilfe zu kommen. Doch auch sie wurden von den Reitern des Bundes angegriffen und größtenteils niedergemacht. Insgesamt wurden an diesem Tag über 3.000 Bauern entweder von den Reitern getötet oder ertranken in der Donau. Das Schlachtfeld blieb somit in den Händen des Bundes.
Am gleichen Tag hatte sich eine weitere Gruppe von Bauern, bestehend aus vier oder fünf Bannern, in Langenau versammelt. Sie waren in das Kloster Elchingen eingefallen, hatten es geplündert und sich dort betrunken. Georg Truchsess, der oberste Hauptmann, schickte 300 Reiter, um das Kloster zu schützen. Doch anfangs konnten sie nicht viel ausrichten und mussten den Bauern die Plünderung gewähren, da sie das Kloster nicht betreten konnten. Als die Bauern jedoch – beladen mit Beute und Weinfässern – das Kloster verließen und in ungeordneter Formation abzogen, überfielen die 300 Reiter sie. Etwa 600 Bauern wurden getötet, ihre Beute wurde den Reitern entrissen und nach Ulm gebracht, wo sie verkauft wurde. Die gefangenen Bauern wurden mit Lösegeld belegt.
Noch am selben Tag ergaben sich Günzburg und Leipheim ohne weiteren Widerstand dem Bund. Trotzdem wurden sie schwer bestraft und hoch besteuert. Der Bund schlug für etwa acht bis neun Tage sein Lager zwischen den beiden Städten auf. In dieser Zeit wurden sieben Anführer der Bauern sowie ihr Feldprediger mit dem Schwert hingerichtet.
Doch nicht alle Soldaten des Bundes waren bereit, gegen die Bauern zu kämpfen. Einige glaubten, die Bauern seien von Gott erweckt worden, ähnlich wie einst die Kinder Israels. In der Nacht liefen etwa 1.500 Fußsoldaten aus dem Heer des Bundes heimlich davon, da sie nicht gegen ihre eigenen Landsleute kämpfen wollten.
Ambrosius Geyer nahm 1525 als Hauptmann der Würzburgischen Reiterei am Feldzug des Schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich von Württemberg wie auch gegen die aufständischen Bauern in Süddeutschland teil.
Quelle: Handlung deß bunts wider die auffrührigen bawren anno 1525. Zu diesen letzten gefährlichen, schwürigen Zeiten und hochbeschwerlichen kriegsleuften sehr nützlich zu lesen. Ordenlich beschrieben und zusammen getragen durch: herrn Ambrosium Geyer, der Selbsten persöhnlich mit und bey allen Sachen gewesen und derselben beygewohnt. Solcher gestalt zuvor im truck niemahln gesehen und außgangen, in: Franz Ludwig Baumann (Hrsg.), Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart 129), Tübingen 1876, S. 726-728.