Der Rat von Nürnberg an seinen Gesandten beim Schwäbischen Bund (24. März 1525): „Es ist gar leicht zu reden, das Evangelium und seine Prediger verursachten diese Empörung. Wie sich aber die harte Tyran­nei und Bedrückung durch die Herrschaften verantworten und verbergen lassen, das weiß jedes Kind auf der Straße, vor allem, dass die Herren das Wort Gottes mit Gewalt verfolgt, seine Prediger geplagt, seine Hörer gestraft, und aus dem Evan­gelium nichts anderes als Geld gezogen und es missbraucht haben zum Deckmantel ihres unerhörten Handelns. So also muss eine Ungehörigkeit die andere mit sich bringen.“

Der Rat von Nürnberg an seinen Gesandten beim Schwäbischen Bund (24. März 1525)

Was die aufrührerische Bauernschaft betrifft, scheint uns die Sache immer größe­ren Umfang anzunehmen. Wir bedenken [aber] auch die vielen [ungerechten] La­sten, wenn unternommen werden soll, die Bauern zu schlagen. Denn wenn auch gewiß wahr ist, daß dieses Volk mit Schicklichkeit [gehörigem Maß] nicht vorge­hen kann, so muß man doch auch die ungehörigen Ursachen, durch die sie zu die­sem Aufruhr veranlaßt worden sind, bedenken, und mit welchen unerträglichen Lasten sie bisher auf mehr als eine Weise bedrückt wurden; so werden … Arti­kel, die gedruckt wurden [die 12 Artikel der Bauernschaft], die in ziemli­cher Anzahl in unsere Stadt gebracht worden sind, bei dem einfachen Mann in den Städten und auf dem Lande eine große Bedeutung und Geltung haben. Wir geden­ken, sie in ihren Angelegenheiten gewiß nicht zu begünstigen, aber ein jeder hat zu bedenken, wie einleuchtend ihre Forderungen in diesen Artikeln sind, wie of­fenkundig auch die Beschwerden, die ihnen bisher widerfahren sind, erscheinen und nicht geleugnet werden können. Es ist gar leicht zu reden, das Evangelium und seine Prediger verursachten diese Empörung. Wie sich aber die harte Tyran­nei und Bedrückung durch die Herrschaften verantworten und verbergen lassen, das weiß jedes Kind auf der Straße, vor allem, daß die Herren das Wort Gottes mit Gewalt verfolgt, seine Prediger geplagt, seine Hörer gestraft, und aus dem Evan­gelium nichts anderes als Geld gezogen und es mißbraucht haben zum Deckmantel ihres unerhörten Handelns. So also muß eine Ungehörigkeit die andere mit sich bringen.

Nach alledem meinen wir, daß es viel besser wäre, mit den Bauern einen angemes­senen Ausgleich zu suchen, als sich vorzunehmen, sie niederzuschlagen. Denn unserer Ansicht nach würde auf solche Weise in diesen ernsten Angelegenheiten keine endgültige Lösung geschaffen; wir wissen auch nicht, ob dadurch die Bauern alle zerstreut und zur Ruhe gebracht wären, oder ob der Krieg damit erst richtig anfangen würde. Das teilen wir Dir nicht deswegen mit, weil uns das Vorgehen der Bauern gefiele oder weil wir gedächten, sie deswegen auf irgendeine Weise zu be­günstigen, sondern weil wir auch das Vorgehen der geistlichen Stände im [Schwäbischen] Bund und anderer, die aus unbilliger Verdächtigung des Wortes Gottes und besonderem haßerfüllten Zorn und auch zur Erhaltung ihres Eigennutzes nur mit dem Kopf hindurch wollen, nicht ganz für den günstigsten Weg erachten …

Gegeben Freitag nach Oculi, 24. März 1525.

Quelle: Günther Franz, Der deutsche Bauernkrieg. Aktenband, Nachdruck: Darmstadt: WBG, 1972, S. 342f.

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