Bedrohung des Zisterzienserinnenklosters Heggbach durch den Baltringer Haufen (Heggbacher Chronik, Februar/März 1525): „Am Samstag vor Circumdederunt, es war vor Valentini und der sonntägliche Buchstabe A [12. Februar], da kamen unsere armen Leute, die wichtigsten zu meiner seligen Herrin, und Ulrich Schmied war Hauptmann und Hans Galster, der Bruder der schwarzen Magdalena, war Fähnrich. Sie baten uns, dass wir ihnen etwas von den Zinsen nachließen und insbeson­dere, dass sie künftig weder Hennen noch Hühner noch Eier abgeben müssten. Da sagte meine selige Herrin, sie wolle das nicht tun, denn sie habe keine Macht, dem Gotteshaus zu nehmen, was ihm zukomme … Sie bäte sie inständig, dass sie von ihrem Vorhaben Abstand nähmen, denn sie würden sie selbst und das Gotteshaus in Ungemach bringen, auch bei jedermann in große Ungnade, das lege sie ihnen dar, und sie müsse sich ihrer schämen, besonders derer aus Sulmingen.“

Bedrohung des Zisterzienserinnenklosters Heggbach durch den Baltringer Haufen (Februar/März 1525)

Eine unbekannte Nonne des Klosters Heggbach bei Biberach schrieb im Auftrag ihrer Äbtissin Veronica 1541 zwei Erlebnisse ihres Gotteshauses aus ihrem und ihrer Mitschwestern Gedächtnisses nieder, einmal eine Spuk- und Hexengeschichte von 1524, deren Heldin die Heggbacher Novizin Magdalena Galsterin, genannt die schwarze Madlena, war, und sodann unabhängig von dieser Erzählung die Geschichte Heggbachs während des Bauernkriegs.

Man weiß allgemein, dass eine schädliche, verführerische Ketzerei im Jahr 1520 in Deutschland aufgekommen ist von einem schwarzen Augustinermönch, der Martin Luther hieß. Er hat zu Sachsen in Wittenberg begonnen. Und die Ketzerei ist unter den gemeinen Mann gekommen zu aller Leute großen Schaden…

Am Abend von Mariä Lichtmess 1525 [1. Februar], was in diesem Jahr auf einen Mittwoch gefallen war, kam, gerade, als der Konvent bei Tische saß, eine Nachricht von dem Bürgermeister von Ulm, Ulrich Neidhart (1470-1552), der zu dieser Zeit oberster Hauptmann in Kriegsangelegenheiten war und einer der vier Obersten in dem gemeinsamen [Schwäbischen] Bund war. Er riet uns, wir sollten schützen, was wir an Edlem und Liebem hätten, denn er sei im Ried zu einem Haufen Bauern gekommen und habe sie gefragt, was sie da täten. Da hätten sie gesagt, sie wollten einen Tanz haben. Er sprach: »Es sind aber doch keine Jungfrauen da«, da zeigten sie zu unserem Kloster, da seien genug Jungfrauen, mit denen wollten sie einen Tanz haben… Am Samstag vor Circumdederunt, es war vor Valentini und der sonntägliche Buchstabe A [12. Februar], da kamen unsere armen Leute, die wichtigsten zu meiner seligen Herrin, und Ulrich Schmied war Hauptmann und Hans Galster, der Bruder der schwarzen Magdalena, war Fähnrich. Sie baten uns, dass wir ihnen etwas von den Zinsen nachließen und insbeson­dere, dass sie künftig weder Hennen noch Hühner noch Eier abgeben müssten. Da sagte meine selige Herrin, sie wolle das nicht tun, denn sie habe keine Macht, dem Gotteshaus zu nehmen, was ihm zukomme… Sie bäte sie inständig, dass sie von ihrem Vorhaben Abstand nähmen, denn sie würden sie selbst und das Gotteshaus in Ungemach bringen, auch bei jedermann in große Ungnade, das lege sie ihnen dar, und sie müsse sich ihrer schämen, besonders derer aus Sulmingen. Da fingen sie an und sagten, sie brauche sich ihrer nicht zu schämen, sondern sie hätten ihre Ehre, besonders Ulrich Schmied. Der wurde so geehrt in dem gemeinen großen Hau­fen, dass man ihn auf Stangen erhöhte, dass er das Volk lehrte, und der Heilige Geist redete scheinbar aus ihm…

Da wollten die Bauern doch Meister und mächtig sein, und wir sollten so lange arbeiten und ihnen untertan sein, wie sie uns untertan gewesen seien. So gingen sie fort, sie wollten Herren sein, und sie kamen treu alle Woche im großen Haufen zusammen und beratschlagten, wie sie den Klöstern und dem Adel ihre Güter neh­men und Mönche und Nonnen aus den Klöstern treiben wollten. Und sie wollten in Heggbach anfangen und die Nonnen aus dem Kloster treiben: Wir hätten heim­lich Kinder von den beiden Beichtvätern und dem Hofmeister, und der Hofmeister helfe uns dabei, sie zu verheimlichen, sie wollten den Beichtvater erstechen, wenn sie ihn anträfen und ihn zuvor auf das Übelste schmähen…

Am Gütertag nach Laetare [29. März] und am Zinstag [28. März] kamen einige unserer Bauern her und brachten das Korn fort und sagten es wäre ihrs, und wir sollten es auch lieber ihnen gönnen als den Fremden, und sie schworen ganz übel dazu. Und die bösen Frauen kamen und griffen meine Herrin und die Amtsträgerinnen an, sie hätten den Bund gegen ihre Männer angerufen, und wenn man ihre Männer töte, so woll­ten sie hereinkommen und ihnen die Augen auskratzen, und die Nonnen müssten hinaus und die Kühe melken und schlechte Jacken tragen, und die Bäuerinnen müssten hinein und edle Pelze tragen, und man werde uns zu Haufen zusammen­treiben und das Gewand über dem Haupt zusammenbinden, und wir sollten auch Kinder haben und uns Leid antun lassen, wie es ihnen geschehe, zuvor hätten wir das bei den beiden Beichtigern und dem Hofmeister gehabt.

Quelle: Anne Conrad/Kerstin Michalik (Hrsg.), Quellen zur Geschichte der Frauen, Bd. 3: Neuzeit, Stutt­gart: Reclam 1999, S. 289-291. Vgl. Heggbacher Chronik. Verfasst von einer unbekannten Nonne des Heggbacher Konvents, aus: Franz Ludwig Baumann (Hrsg.),
Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, Tübingen 1876, S. 277-295.

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