Über Apatheismus: „Ein Theist glaubt, dass Gott existiert; ein Atheist glaubt, dass Gott nicht existiert; ein Agnostiker glaubt, dass wir nicht wissen können, ob Gott existiert; ein Apatheist glaubt, dass es uns egal sein sollte, ob Gott existiert.“

Über Apatheismus

Jüngst bin ich auf das Wort „Apatheismus“ bei Jan Loffeld in seinem Buch „Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt. Das Christentum vor der religiösen Indifferenz“ (Herder, 2024) gestoßen. Der Pastoraltheologe Loffeld hat das Wort wohl von Tomáš Halík übernommen. Seinen Ursprung hat „Apatheismus“ im amerikanischen Kontext (apatheism). Es ist ein Kofferwort, das Apathie und Theismus zusammenspricht und damit eine gleichgültige („leidenschaftslose“) Haltung gegenüber einer „Gottesfrage“ bezeichnet. Trevor Hedberg und Jordan Huzarevich (Appraising Objections to Practical Apatheism) formulieren dazu prägnant: „Ein Theist glaubt, dass Gott existiert; ein Atheist glaubt, dass Gott nicht existiert; ein Agnostiker glaubt, dass wir nicht wissen können, ob Gott existiert; ein Apatheist glaubt, dass es uns egal sein sollte, ob Gott existiert.“

Erstmals lässt sich der Begriff „Apatheism“ 1972 bei dem kanadischen Soziologen Stuart Johnson in dessen Aufsatz „The Correctional Chaplaincy: Sociological Perspectives in a Time of Rapid Change“ (Canadian Journal of Criminology and Justice 14, S. 179) nachweisen.

Seine terminologische Prägung hat er 2001 bei Robert J. Nash erfahren:

„Ich habe einen neuen Begriff geprägt, um bestimmte Studenten und Kollegen zu beschreiben: Apatheismus (aus dem Griechischen: apathes, d.h. gefühllos, und theos, d.h. Gott), um eine andere Sichtweise anzudeuten: eine, die ein völliges Desinteresse an der Frage nach der Existenz oder Nichtexistenz Gottes bedeutet. In meiner Sprache ist der Apatheist jemand, der keine Leidenschaft, Emotion oder Aufregung in Bezug auf religiöse Angelegenheiten zeigt. In diesem Sinne ist Apathie eine Haltung gegenüber der Religion, die sie als nichts weiter als eine individuelle Idiosynkrasie betrachtet, als eine Frage des persönlichen Temperaments oder Geschmacks, die in einem intellektuellen Sinne nur vage interessant ist, aber nichts, worüber man sich zu sehr aufregen sollte. (I have coined a new term to describe certain students and colleagues, apatheism (from the Greek, apathes, meaning unfeeling, and theos meaning God) to suggest another perspective: one that denotes a total lack of interest in, or concern with, questions of Gods existence or nonexistence. In my language, the apatheist is someone who expresses no passion, emotion, or excitement regarding religious matters. In this sense, apatheism is a disposition toward religion that sees it as nothing more than an individual idiosyncracy, a matter of personal temperament or taste, only vaguely interesting in an intellectual sense, but nothing to get too excited about.)“ Religious Pluralism in the Academy: Opening the Dialogue, New York: Peter Lang, S. 27)

In den allgemeinen Sprachgebrauch ist er über Jonathan Rauchs Essay „Let It Be. The Importance of Not Caring Whether God Exist“ (The Atlantic Monthly, Mai 2003, S. 34-35) gekommen.

Der apologetischen Herausforderung des Apatheismus hat sich Kyle Beshears in seinem Aufsatz „Athens without a Statue to the Unknown God“ (Themelios, Volume 44, Issue 3, pp. 517-29) bzw. in seinem Buch Apatheism: How We Share When They Don’t Care (Nashville: B&H Academic, 2021) gestellt.

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