An die Versammlung gemeiner Bauernschaft (An die Versammlung gemayner Pawerschafft, Mai 1525)
In der ersten Hälfte des Monats Mai 1525 – auf dem Höhepunkt des Bauernkrieges – wurde eine anonyme Flugschrift unfirmiert gedruckt, die auf die Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben vom März 1525 Bezug nimmt. Nachdem man in Nürnberg über das Typenmaterial die Offizin des Hieronymus Höltzel als Druckort identifiziert hatte, wurde am 15. Mai dessen Werkstatt durchsucht und Hötzel der Stadt verwiesen. Da dieser zuvor auch schon Werke von Andreas Bodenstein [Karlstadt] wie auch Thomas Müntzer (Erstdruck der Hochverursachten Schutzrede im Dezember 1524) gedruckt hatte, wurden beide mit der Urheberschaft in Zusammenhang gebracht. In der Tat bringt der Text ein „apokalyptisches Kairosbewusstsein“ (Thomas Kaufmann) zum Ausdruck, demzufolge Gott selbst für die gerechte Sache der Bauern eintreten wird. Wegen der besonderen Vertrautheit mit den Schweizer Verhältnissen, dem in ihr vertretenen Republikanismus sowie der Verbindung zu den Zwölf Artikeln hatte Peter Blickle den aus St. Gallen stammenden Memminger Prädikanten Christoph Schappeler als mutmaßlichen Autor benannt. Nun hat jüngst Thomas Kaufmann (Der Bauernkrieg. Ein Medienereignis, Herder 2024) den Basler Lehrer und reformatorischer Schriftsteller Ulrich Hugwald (1496-1571) als Verfasser ins Gespräch gebracht. Wie dem auch sei, Kaufmanns Urteil über die Schrift lädt zu einer Lektüre ein: „Auch wenn man die Wirkung der Schrift An die versamlung gemayner Pawerschafft kaum überschätzen sollte, ihr revolutionärer Gehalt, die offene Aufforderung zur Fortsetzung der bäuerlichen Aufstände, die Zusage eines himmlischen Beistandes bei einem sicher erwarteten Sieg – all diese Aspekte geben diesem Text eine enorme Brisanz.“ (S. 191f)
An die Versammlung gemeiner Bauernschaft,
die in hochdeutscher Nation und vielen anderen Orten mit Empörung und Aufruhr entstanden ist, etc. Ob ihre Empörung in gerechter oder ungerechter Weise geschieht und was sie der Obrigkeit schuldig oder nicht schuldig sind, etc. Gegründet auf der Heiligen Schrift, von oberländischen Mitbrüdern guter Meinung verfasst und beschrieben, etc.
Gnade sei mit euch und der ewige Friede Gottes von dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus, der sich für unsere Sünden hingegeben hat, damit er uns von dieser gegenwärtigen bösen Welt nach dem Willen Gottes, unseres Herrn, errette, welchem sei Preis von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Ihr lieben Brüder in Christus, ihr wisst, dass der Herr spricht: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, etc. (Seht bei Matthäus im Kapitel 23 [22.21]). Wie er auch selbst den Zinsgroschen dem Kaiser gegeben hat (Matthäus im Kapitel 17[,27]). Nun schaut, meine lieben Brüder, hat der Herr des Himmels und der Erde, auch wahrer Gott, sich der irdischen Gewalt unterworfen, sich so willig steuerpflichtig gemacht, um uns ein Beispiel zu geben, ihm nachzufolgen. Der Knecht soll niemals über seinen Herrn sein, daher können wir uns nicht vor der grausamen Strafe entschuldigen (Paulus an die Römer im Kapitel 13[,2.4.6]). Wer sich der Gewalt widersetzt, der widerstrebt der Ordnung Gottes und wird deshalb das Urteil über sich empfangen, denn die Gewalt trägt das Schwert nicht umsonst. Sie ist ein Diener Gottes, daher soll man ihr Steuern und andere Abgaben geben, etc. Deshalb, ihr lieben Brüder, ist es ein schrecklicher Frevel, der Gewalt zu widerstehen und ihr nicht gehorsam zu sein, denn wie Paulus an dieser Stelle [Römer 13,1] sagt: Es gibt keine Gewalt, die nicht von Gott ist. Wahrlich, wenn es keine Obrigkeit gäbe, müsste das menschliche Geschlecht bald zugrunde gehen, und es würde von euch durch gottlose Tyrannen nichts übrigbleiben. Danach würde das wilde Gewürm sich selbst zerreißen, wie das giftige Gewürm der Vipern oder die wütenden Hunde; so böse geneigt ist das menschliche Geschlecht von Jugend an (Genesis 6[,5] und 8[,21], sowie Jesaja 59[7f]: Ihre Füße sind schnell zum Blutvergießen, etc. Ihre Wege sind Zerstörung und Zerbrechen, und den Weg des Friedens kennen sie nicht). Daher seht, wie notwendig die Obrigkeit für uns ist, wie hat sie Gott in großer Not verordnet. Darum drängt uns große Not und göttliches Gebot, der Obrigkeit gehorsam zu sein – wie es auch in der Übersetzung von Sankt Peter in Kapitel 2 [1. Petrus 2,18] steht – und wenn sie dennoch böse Menschen wären. Nun aber kommt ein großer, schwerer Fluch über euch als die Ungehorsamen, die ihrem Herrn nicht Zins, Steuer, Zoll, Hauptrecht, Handlohn und dergleichen geben wollen, was sie von alters her schuldig sind. Und es gibt nicht wenig Klagen und Verfluchungen über euch. Eine große Menge Sturmwütiger ist gegen euch erzürnt. Weder Heiden noch Türken werden ihren Zorn über euer Leid zurückhalten, möge der barmherzige Gott euch gnädig erleuchten mit seiner Wahrheit und euch den Weg zur Festigkeit seines Glaubens führen. Diesem angedrohten Fluch zu entkommen, es wäre herzzerreißend, euer unschuldigen Frauen und unerzogenen Kinder zu erbarmen. Dies bewegt mich aus brüderlicher Treue und göttlicher Pflicht, an euch zu schreiben, ob ein Mittel gefunden werden könnte, diesem schrecklichen Elend zuvorzukommen; es wäre mir eine besondere Freude in Gott. Darum erhebt eure Hände und schreit von Herzen zu Gott, dass er mir helfe, solches nach seinem göttlichen Willen zu vollbringen. Wahrlich, Ungehorsam ist bei Gott höchst verhasst, ungestraft ließ er ihn nie. Beispiel Adam, Luzifer, etc. Die Schrift ist voll davon. Ich zweifle nicht, dass ihr zuvor ohne mich durch die schriftgelehrten Ploderatores [Schwätzer] mit ihrem Clementin und Codex, ja Dementin und Lodex hinreichend informiert wurdet[1]. Die rote Hure von Babylon [Offenbarung 17,1-6], zuvor der löbliche Papst Pelagius, der so streng den Gehorsam fordert. Aber wahrlich, es hat eine ganz andere Bedeutung. Sie treiben den Gehorsam zu weit hinaus, machen daraus ein gemaltes Männlein, haben die Welt bisher damit geirrt, höflich herausgeputzt und geschmückt, großes Geschrei damit geführt, und ihre Sache wäre ganz richtig gewesen. Doch wenn man diesen Strohmann gründlich untersucht, ist er nichts anderes als eine verkleidete Vogelscheuche, mit der sie lange Zeit ihr Fastnachtsspiel getrieben haben. Ja freilich, sie poltern und prahlen mit ihrer Herrlichkeit und Gewalt aufgrund der oben erwähnten Schriften, die Gott bis heute nie mit seinem Gnade erleuchtet hat, um zu erkennen, was eigentlich eine Obrigkeit sei. Obwohl es noch erträglich wäre, wenn sie aus der Obrigkeit keine „Tobigkeit“ gemacht hätten. Darum hört auf die Losung, es wird wahrhaftig zu einem entscheidenden Treffen kommen, ob solcher Fluch, wie oben erwähnt, zu Recht über euch kommt oder nicht. Es ist nun die Zeit der Gnade, die Wahrheit zu offenbaren. Die Prediger nach dem Kitzeln der Ohren [, d.h. diejenigen, die ihren Hörern nach dem Mund reden,] und die Baalspriester und die abgefallene Stadt Columbe [Rom?] müssen sich schmücken und Schlimmeres erwarten. Und sollten die Felsen reden, so muss die Wahrheit hervorkommen. Dazu verhelfe uns Gott, der himmlische Vater, durch den Verdienst seines Sohnes, unseres Heilands Jesus Christus. Ihm sei Preis in Ewigkeit. Amen.
Das erste Kapitel.
Der wahre christliche Glaube will keine menschliche Obrigkeit haben.
Zur gründlichen Begründung haben wir aus der göttlichen Jurisprudenz und den Schriften drei starke, unwiderlegbare Sprüche, die das Höllentor mit seiner ganzen Ritterschaft nicht zerstören kann. Zum Ersten Matthäus, Kapitel 7[,12]: Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut auch ihnen, etc. Zum Zweiten Matthäus, Kapitel 22[,37]: Ja, Gott vergleicht die brüderliche Liebe mit seiner Liebe, die aus ganzem Gemüt, aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele kommen soll. Zum Dritten Paulus an die Galater, Kapitel 3[,28]: Hier ist weder Knecht noch Herr, wir sind alle eins in Christus, ja so sehr eins. Epheser 4[,15f]: Dass jeder das Glied des anderen sein soll, um uns alle zu einem Leib zu machen unter dem Haupt Jesus Christus. Nun ist es aber gewiss, dass der Tod eines Gliedes das Verderben des anderen Gliedes ist. Wahrlich, sobald der Tod ein Glied ergreift, gibt es keinen Aufschub, bis er die anderen Glieder ebenfalls verderbt. Daher tragen alle Glieder aus eingebauter Tugend miteinander Liebe und Leid, aber zum Nutzen, nicht zum Leid, sondern zur Heilung und Liebe geschaffen. Darauf schließt Paulus im 13. Kapitel des Römerbriefes über Steuer, Zoll etc. und sagt: Ihr seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander lieben sollt; denn die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes [Vers 8]. Wie aber alle Gebote Gottes mit der Liebe erfüllt werden, folgt danach klar im dritten Kapitel.
Das zweite Kapitel.
Nur die unchristliche Art verlangt eine menschliche Obrigkeit.
Die fleischliche, unchristliche, begehrliche Art und ihre Macht herrschen so gewaltig in uns und verdammen den christlichen Geist in uns, dass wir von Jugend an (wie oben in Genesis Kapitel 8[,21] gehört) zum Bösen geneigt sind, wie zu Hochmut, Geiz und Wollust etc., und was für weiteres Übel daraus hervorgeht. Und so sehr in unchristlichem Wesen versunken, dass alle göttliche Liebe und Furcht und auch brüderliche Treue in uns erloschen ist, und so der wahre christliche Glaube aus unserem Herzen gerissen ist, so dass jeder den anderen mit aller Untreue übervorteilen will. Deshalb werden wir nicht zu Unrecht bemalte Christen genannt, aber im Herzen Christus völlig verleugnet. Die höllische, martervolle Strafe ist niemals so schrecklich, dass sie uns von der Bosheit abbringen würde, wenn es nicht die zeitliche Furcht und Strafe gäbe. Damit tritt ein, dass außerhalb des Wesens des christlichen Glaubens eine Obrigkeit erhalten werden muss, um die Unchristen zu verdammen und die Frommen zu schützen. In summa sagt Paulus zu Timotheus, Kapitel 1 [1. Timotheus 1,9]: Ich weiß, dass das Gesetz nicht für die Frommen gegeben ist, sondern nur für die Bösen. Ebenso zu den Römern im 13. Kapitel [13,3]: Die Gewalt ist nicht den Guten, sondern allein den Bösen zu fürchten.
Das dritte Kapitel.
Die Verpflichtung eines christlichen Amtmannes, ob er Fürst, Papst oder Kaiser sei.
Jeder Fromme, der mit wahrem christlichem Glauben und Liebe erleuchtet ist, bedenkt und nimmt zu Herzen, dass bei Gott kein Ansehen der Person ist (Paulus, Römer 3[,23]), es gilt gleich viel für Hirten, Papst, Kaiser oder Bader. Wo das christliche, brüderliche Herz nicht vorhanden ist, wird seine Krone, sein Schild oder Helm ihn vor Gott nicht edeln. Zum Zweiten soll jede Gewalt eingesetzt sein, um mit sich selbst zu herrschen (Gott ist Herr) und trägt das Amt als ein Verwalter Gottes. O wollte Gott, dass er sich des Amtes würdig erweise, das Gott ihm verordnet hat. Darauf sagt Paulus im Epheserbrief [6,9]: Ihr Herren bedenkt, dass euer Herr auch im Himmel ist. Das hat der göttliche König David sehr ernsthaft betrachtet und spricht [Psalm 115,1]: Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib die Ehre. In summa: Wir sind alle Gottes Eigentum mit Leib und Seele, und jede Gewalt, sei sie geistlich oder weltlich, ist allein eingesetzt, die Schäflein Gottes zu weiden. Das bestätigt uns ihr eigener lateinischer Titel, nämlich „Dominus Terre“, was sich ins Deutsche als „Haushalter“ übersetzt. Denn das Wort „dominus“ leitet sich von dem Wort „domus“ ab, was „Haus“ bedeutet. Darum, wer seinen Titel so würdig macht, ein treuer Hausherr seines Landes ist, sein Amt treulich versieht, die brüderliche Liebe treulich beschützt, Gott, seinem Herrn, fleißig dient, die Herde Christi väterlich weidet, der heißt zu Recht eine Obrigkeit, denn der ist eine redliche, ehrliche Person, der ob ihr steht, weshalb die Schrift ihn auch einen Engel nennt, ja einen irdischen Gott. Nun ist aber bekannt, dass jedes Land oder jede Stadt eine Gemeindekasse haben muss, um Straßen und Wege zu bauen, das Land zu schützen und den allgemeinen Nutzen in jeder Hinsicht zu schützen, wie es nun zuvor aus großen Nöten bei uns ist. Und welcher Christ wollte sich dagegen widersetzen und nicht aus brüderlicher Liebe seinen Anteil an seinem Vermögen beisteuern, da es ihm selbst auch zur Schutz und Erhaltung seiner Frau und Kinder dient. Der müsste grob von Art sein, den die brüderliche Liebe nicht drängt, seinen Anteil beizusteuern. In solcher Weise gab auch Christus (Matthäus Kapitel 22[,17-21]) den oben genannten Zinsgroschen in die Gemeindekasse in Rom und gar nicht dem Kaiser Tiberius, um damit zu stechen, zu spielen, zu pfeifen oder zu singen, noch zu bankettieren und andere Vergnügungen zu genießen, womit allgemein der blutige Schweiß und der sauer verdiente Lohn der Armen verschwendet wird, etc. In summa: Jede Obrigkeit soll Steuer, Zoll, etc. nicht anders erheben, als ein treuer, liebevoller Verwalter, der seine Einnahmen den armen Waisen wiederum zugute wendet. So ist klar: Wie der Untertan aus brüderlicher Liebe verpflichtet ist, Steuer, Zoll, etc. zu geben, so soll die Gewalt oder Obrigkeit Steuer, Zoll ihrem christlichen Mitbruder nicht anders abnehmen, als wiederum aus brüderlicher Liebe seinen Untertanen zugutekommen. Auf diese Weise schließt Paulus im 13. Kapitel des Römerbriefes [13,8] über Gehorsam, auch Steuer und Zoll, etc.: Ihr seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt. Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes, etc. Aus diesem Grund und keinem anderen ist man verpflichtet, Steuer, Zoll, etc. zu zahlen. Und gar nicht, wie sie behaupten, aufgrund alten Herkommens und Gerechtigkeit. Wer sich aber dagegenstellt, seiner christlichen Obrigkeit nicht alle Ehre erweist, ja seinen Leib und Ehre nicht bei ihr lässt, wenn die allgemeine brüderliche Not es erfordert, wie jetzt bei euch Mitbrüdern der allgemeinen Bauernschaft, wie Paulus sagt [Römer 13,2], der verdient zu Recht das Urteil über sich. Und daher schnell diese widerspenstigen Köpfe weit weg von den guten Schäflein! Und ob ihr nun Schneider, Schuster oder Bauern zur Obrigkeit erhebt, die euch treu in aller brüderlichen Treue vorstehen, die christliche Brüderschaft zu erhalten, haltet diese für König und Kaiser in aller Gehorsamkeit! In summa und zum Schluss Paulus an die Korinther, Kapitel 10 [2. Korinther 10,8]: Jede Obrigkeit ist eingesetzt dem Land zur Verbesserung und nicht zur Verschlechterung. Wahrlich, ein Amt zu haben, Fürst oder Herr zu sein, ist eine überschwängliche, schwere Bürde, bei der ein wahrer Christ wenig Freude findet und diese mit Herzklopfen in steter Besorgnis trägt, wie er seines Amtes Rechenschaft bestehen will oder kann. Daher soll jeder Amtmann, sei er von hohem oder niedrigem Stand, den allmächtigen Gott aus christlichem Gemüt und inbrünstigem Herzen aufrichtig bitten, göttliche Gnade in Weisheit und Verstand zu verleihen, dass er sein Amt vollkommen und rechtmäßig gegen Gott und die Welt ausüben kann und möge. Wie auch Salomo in diesem Gebet den Allmächtigen Gott um Weisheit und rechten Verstand gebeten hat, sprechend: O Herr, ich bitte dich, du wollest deinem Knecht ein verständiges Herz geben, damit er dein Volk richten und regieren könne und Erkenntnis von Gut und Böse habe. Wer könnte dieses große Volk richten und regieren ohne deine göttliche Gnade und Weisheit. Wie dann im dritten Buch der Könige, Kapitel 3 [1. Könige 3,9], deutlich angezeigt wird.
Das vierte Kapitel
Von der falschen, maßlosen Gewalt, der man nicht gehorsam sein muss.
Alle Päpste, Kaiser oder Könige, die sich über andere fromme, arme Christen erheben, im Glauben, sie seien von Natur besser als andere Menschen, und die glauben, ihre Herrschaft und Macht, andere zu regieren, sei ihnen von Natur aus angeboren, und die sich weigern, sich als Hirten und Diener Gottes zu erkennen, und sich nicht allein nach seinen Geboten richten, um das Gemeinwohl und die brüderliche Einigkeit unter uns zu bewahren (wozu allein und aus keinem anderen Grund eine Obrigkeit eingesetzt und von Gott bestimmt ist), sondern die für sich selbst Herren sein wollen: Diese sind alle falsch und nicht würdig, das kleinste Amt unter den Christen zu bekleiden. Denn Gott allein will Herr sein. Es steht geschrieben in Deuteronomium, Kapitel 12 [11,18]: „Du sollst dir meine Gebote als Richtschnur nehmen, nach der du dich richten sollst, aber nicht darüber hinaus, weder nach links noch nach rechts.“ Ebenso steht es in Hiob, Kapitel 5[,17]. Daher, Fürsten oder Herren, die sich selbst eigennützige Beschwerungen und Gebote ausdenken und durchsetzen, handeln falsch und vermessen, indem sie versuchen, Gott, ihren eigentlichen Herrn, zu täuschen.
Wo sind hier die Wehrwölfe, die Behemoth-Horde [Hiob 40,15] mit ihrer Finanz, die neue Beschwerungen über die Armen errichten? Heute ein freiwilliger Frondienst, im nächsten Jahr eine erzwungene Abgabe: So ist ihre „altüberkommene Gerechtigkeit“ meist entstanden. In welchem Dementin oder Lodex hat Gott, ihr Herr, ihnen solche Macht gegeben, dass wir Armen ihnen Frondienst leisten und ihre Güter bestellen müssen? Und das nur bei schönem Wetter, während unsere Armut bei Regenwetter den hart erarbeiteten, blutigen Schweiß auf dem Feld verderben lässt. Gott kann in seiner Gerechtigkeit dieses grässliche babylonische Gefängnis nicht dulden, dass wir Armen gezwungen sind, ihre Wiesen zu mähen und zu heuen, die Felder zu bestellen, den Flachs zu säen, zu jäten, zu brechen, zu waschen, zu spinnen, ja selbst die Unterwäsche für sie zu machen. Auch müssen wir Erbsen sammeln, Mohrrüben und Spargel stechen. Gott helfe, wo ist je solch ein Jammer gehört worden! Sie saugen und zehren das Mark aus den Knochen der Armen, und wir müssen es verzinsen. Wo sind hier die Stecher und Renner, die Spieler und Bankettierer, die zahlreicher sind als speiende Hunde? Dafür müssen wir Armen ihnen Steuern, Zinsen und Abgaben zahlen, und dennoch soll der Arme nicht einmal Brot, Salz oder Schmalz zu Hause haben, zusammen mit seinen Frauen und kleinen, unerzogenen Kindern. Wo sind hier die, die von ihrem Handlohn und ihrem Hauptrecht leben? Ja, verflucht sei ihr Schandlohn und Raubrecht! Wo sind hier die Tyrannen und Wüteriche, die sich selbst Steuern, Zölle und Ungelder zuschreiben, und diese dann so schändlich und frevelhaft verschwenden und vergeuden, die doch allesamt in den Gemeinschatz oder Beutel zum Nutzen des Landes fließen sollten?
Und wehe dem, der sich dagegen auflehnt, oder gar sofort als ein verräterischer Schurke angesehen, gefangen, geköpft und gevierteilt wird. Da gibt es weniger Erbarmen als mit einem wütenden, tollwütigen Hund. Hat Gott ihnen solche Gewalt gegeben? In welchem Zipfel der Kappe steht das geschrieben? Ja, ihre Gewalt ist von Gott; aber nur soweit, dass sie des Teufels Söldner sind und Satan ihr Hauptmann ist. Ja, sie sind wahrhaftig erklärte Feinde ihres eigenen Landes. Wo sind hier die mit der Leibeigenschaft? Verflucht sei ihr unchristliches, heidnisches Verhalten! Welche Qualen treiben sie noch mit uns Armen? Wir sind den Geistlichen seelisch unterworfen, aber der weltlichen Gewalt leibeigen. Ewiger Gott, hilf, was für großen unchristlichen Jammer und Mord betreibt man und die ganze Behemoth-Horde mit deinem Eigentum, das auch dein eingeborener Sohn, Herr des Himmels und der Erde, so teuer erkauft hat mit seinem bitteren Tod. Fort mit diesem Moab und Behemoth-Haufen, weit weg ist Gottes höchstes Wohlgefallen. Wie wenig bitten sie, usw.; wo aber ihr Schultheiß im Dorf für sich selbst zum eigenen Nutzen etwas von den Armen nehmen will, zweifellos würden sie ihn mit harter Strafe belegen. Noch viel weniger gebührt es den Fürsten und Herren, eigennützige Gebote für sich selbst zu erlassen, die dem Gemeinwohl und der brüderlichen Einigkeit entgegenstehen.
Und lasst euch keineswegs täuschen und verblenden, wenn sie euch täglich um die Ohren schlagen, wie der Apostel Petrus sagt im ersten und zweiten Kapitel [1. Petrus 2,18]: Ihr sollt euren Herren unterwürfig sein, auch wenn sie Schurken wären, usw. In der Tat, das Schwert schneidet scharf auf beiden Seiten, damit sie bisher ihren Kampf meisterhaft geführt haben. Wir wollen jedoch sehen, wie der Tilemann [alberne Mensch] erneut die göttliche Schrift so abenteuerlich verdreht und das Wolfsfell so klug unter die guten Schafswollen schmuggelt. Wahrlich, wahrlich, die Meinung des heiligen Petrus ist ganz anders, oder in solcher Weise müssten wir ihnen unsere frommen Frauen und Kinder zuführen, um ihre Geilheit zu befriedigen.
Auch was den Ursprung und die Herkunft der ganzen Eidgenossenschaft oder Schweizer betrifft, so ist die vermessene Eigenmacht des Adels und anderer Obrigkeiten verantwortlich, die mit unchristlicher tyrannischer Gewalt den gemeinen Mann täglich unverschont wider alle Billigkeit drängen und zwingen, was auch aus ihrem eigenen Hochmut und frevelhaften Gewalt und Vorgehen erwachsen ist, das auch durch große Kriege, Blutvergießen und Schwerthiebe beseitigt und ausgerottet werden musste, wie auch in der Schweizer Chronik und vielen anderen wahren Historien und Schriften angezeigt wird, worauf auch der Schluss des Büchleins ein wenig hinweist. Auch dürfen sie fromme Biedermänner wegen eines Hasen ermorden, und was sie sonst noch nach ihrem letzten Willen vorhaben. Doch dieses babylonische Gefängnis hat uns fest umgeben, dafür ist jedoch die Gewalt verantwortlich, die sich als geistlich, ja geißlich ausgibt. Die Bischöfe, ja „Beiß-Schafe“, die pfärrischen Rüden, zerreißen selbst die guten Schäfchen, die sie treulich weiden und hüten sollten. Damit fallen auch die Wehrwölfe gewaltsam über die guten Schäflein her, die sie nun schon lange Zeit nach ihrem Gefallen und nach Lust ihres Herzens geweidet haben, ich kann wohl sagen: gemästet haben, so dass der allmächtige Gott diesen großen Jammer und Mutwillen nicht länger dulden kann oder mag, der jetzt leider offensichtlich am Tage ist. Gott wolle aber seine armen Schäfchen mit göttlicher Gnade erleuchten, mit wahrem christlichen Glauben und sie vor diesen einreißenden Wölfen bewahren, und nicht so, wie das schädliche und verfluchte Ungeziefer miteinander paktieren: Hilf du mir, so helfe ich dir! Siehe, ist es nicht eine klägliche Plage, dass sie die göttliche Schrift so jämmerlich und schändlich verunstalten, und so streng ohne jedes Maß Gehorsam zu ihren schurkischen Geboten verlangen? In der Tat, es gibt ein großes Maß, nämlich und eben die göttliche Schrift, nach der sie sich richten und amtieren sollen, gerade auf dieser Linie und keineswegs darüber hinaus. In summa: Das lateinische Wort „discolus“ in der Epistel des heiligen Petrus an dieser Stelle [1. Petrus 2,18] lässt sich keineswegs mit „Schurke“ übersetzen, wie sie es behaupten, sondern es bedeutet einen groben, ungeschlachten oder zornigen Menschen, der dennoch fromm sein kann. Denn David spricht im 4. Psalm [4,5]: Ihr sollt zürnen, aber nicht sündigen! Und der heilige Petrus richtet sich hier allein an die Diener; sie sollen ihren Herren treu dienen. Wenn der Herr ihnen gegenüber rau wäre und schroff, sollten sie dennoch nicht untreu dienen, oder sie könnten sich nicht entschuldigen, den Lohn unverdient zu nehmen, sondern sollten eher Urlaub nehmen. Das wäre christlich gelebt. Und wenn es dennoch so verstanden werden soll, wie sie es behaupten, dass man den Schurken gehorchen soll, so ist es dennoch die Bedeutung der göttlichen Gebote. In summa: Der Grund dieser ganzen Epistel leitet sich allein auf göttliche Ehre und auf brüderliche Treue und Einigkeit, denen die eigennützigen, schurkischen Gebote sich rühmen, wie die Wehrwölfe mit den guten Schäfchen.
Das fünfte Kapitel
Welche Obrigkeit, ob die angeborene oder die gewählte, für eine Zeit für die andere zu erwählen ist.
Welcher Herrscher, ob von Geburt oder Wahl, hat das Recht, zur Zeit der anderen die Entscheidung zu treffen? Über dieses Thema wird viel diskutiert, und viele bestehen stark auf dem ersten Teil der Meinung, dass ein natürlicher Vater seine Kinder treu erzieht, während ein Stiefvater dies nicht tut. Dieses Argument hat einen Anschein von Wahrheit; man sieht es deutlich bei christlichen Fürsten wie Herzog Friedrich in Sachsen und Markgraf Philip von Baden usw. Doch wenn man die Schrift gründlich liest und die Dinge genau untersucht, findet man unzählige und unaussprechliche, grausame Not und Elend, die aus eigener, angeborener Macht entstanden sind. Und was sollen wir von den alten tyrannischen Taten halten? Was könnte grausamer sein, als dass heute aus Gier und Pracht die reine Gottesworte mit Türmen, Balken und ähnlicher hochmütiger Gewalt und Vornehmheit missbraucht werden? Und wie darf sich die gottlose, frevelhafte angeborene Gewalt gegen ihre Untertanen nicht behaupten?
Während die Römer mit Zunftmeistern [Konsuln] und Räten [Senatoren] ein gemeinsames Regiment führten, wuchs täglich die Macht ihrer großen Gewalt über die ganze Welt. Als sie jedoch vom gemeinsamen Regiment abwichen und begannen, eigene Könige zu ernennen, begann sofort das Unheil und die Zerstörung ihres Reiches durch die eigene Gier, Pracht und Hochmut dieser selbsternannten Kaiser. Daher wurde ihr erster Kaiser Julius, den sie mit großer Freude und Jubel erhoben hatten, im Rat erstochen, weil er zu frevelhaft gegen ihre Freiheit war. Dabei ist es gut zu bedenken, dass die Eigenmacht nicht zu sättigen ist, solange sie nicht alle Dinge unter sich bringt und allein frei ist, ohne dass jemand anderes, sondern nur sie selbst mit Leib und Gut ihr eigen ist. Nach dem genannten Julius wurde sein Stiefsohn Oktavian Kaiser, unter dem Christus geboren wurde. Er hielt sich gut und erweiterte das römische Reich erheblich, weshalb er Augustus genannt wurde, was auf Deutsch „Erweiterer des Reiches“ bedeutet. Diesen Titel tragen die Kaiser noch, und Gott wolle, dass sie ihn nicht nur im Buchstaben, sondern auch im Herzen tragen.
Nach Augustus wurde auch sein Stiefsohn Tiberius Kaiser, unter dem Christus gekreuzigt wurde. Er war ein wohlhabender Mann zu seinen Zeiten; aber die große Gewalt brachte hervor, was in ihm verborgen lag: seine große Tyrannei. Er ließ viele seiner Söhne und auch seine rechtmäßige Frau ermorden. Er beging noch viele andere mörderische Taten, und so wurde wahrhaftig an ihm das Wort von Boethius im zweiten Buch erfüllt: Oft wird jemand wegen seiner Tugend in ein Amt oder Würde gesetzt, aber aus der Gewalt kommt selten Tugend. Auch wurde bei diesem Kaiser der Name Tiberius in Biberius verwandelt, was auf Deutsch „ein betrunkener Mann“ bedeutet, weil er seine Tyrannei im Rausch beging. Wer jedoch zur Zeit nicht trinkt, säuft oder bankettiert, sondern immer nur ein voller speiender Hund ist, ist keinen Menschen mehr wert. Darum ist ihre Regierung so „christlich“, dass sie eigentlich glücklicherweise verlaufen sollte. Was soll ich dazu sagen? Ich werde es im besten Fall unterlassen. In Summa: Die Römer gaben diesem Kaiser Biberius ein venezianisches Süppchen [Gifttrank], weil sie nicht wussten, wie sie ihn anders loswerden sollten.
Danach wurde Gajus zum Kaiser erhoben, ein Schurke seiner Art. Er verleumdete seine Schwester dreimal. Das zeigt, welche Verderbtheit in einer tyrannischen Herrschaft steckt. Auch er wurde getötet. Anschließend wurde Kaiser Claudius wegen seiner Untreue zum Kaiser ernannt, in einer Teuerung, die von der gewöhnlichen Bevölkerung auf der Straße, wo er nicht entkommen konnte, überwältigt wurde. Sollte man aber alle ergreifen, die in teuren Zeiten Untreue treiben und den Armen schaden, wie wenige der Mächtigen würden dann noch leben, bevor die vermeintlichen Geistlichen, die Bischöfe, auch „Beiß-Schafe“ genannt, und Prälaten, die Jahr für Jahr das Korn an sich reißen und nur wenig herausgeben, bis sie in wenigen Jahren erneut eine Teuerung verursachen, nichts anderes sind als Wucherer? Über dies gebietet der heilige Paulus den Thessalonichern im zweiten Kapitel [2,9], dass sie niemandem beschwerlich oder schädlich sein sollen. Wer ist aber in der gesamten Christenheit beschwerlicher für die Armen als der geistliche Stand mit seinen Renten, Abgaben, Steuerrechten und Raubrechten, den Mastschweinen usw.?
Nach Claudius begann Kaiser Nero zu tyrannisieren, der anfangs tugendhaft erschien, später jedoch seinen Zuchtmeister Seneca, den hochberühmten frommen Mann, ermordete, weil dieser ihn wegen seiner Unzucht züchtigte. Dabei ist gut zu erkennen, wie sehr die Herren ungestraft sein wollen, als wären sie vom bösen Feind besessen. Er ließ Rom aus Lust anzünden und sieben Tage lang brennen, um das große Feuer zu sehen. Er ließ seine Mutter lebendig aufschneiden, aus schändlichem Vergnügen, um zu sehen, wo er sich im Mutterleib befunden hatte. Zeigt diese grausame Tat nicht deutlich genug, dass die Herren weder Gott noch die Welt verschonen? Ihr lüsternes Herz muss sich vergehen, es gibt kein anderes. Er wurde verurteilt, man sollte ihn mit Ruten auspeitschen und dann von einem hohen Turm herunter zu Tode werfen. Doch auf der Flucht stürzte er zu Tode. Als auf seinem Grab ein Baum wuchs, der von den Teufeln bewohnt wurde und großes Elend und Mord verursachte, gibt es viel zu berichten, aber aus geringeren Gründen wird dies derzeit unterlassen. Nach Nero wurde Kaiser Galba gewählt; er wurde geköpft. Danach nahm sich Kaiser Otto selbst das Leben. Dann wurde Vitellius zum Kaiser erhoben, durch die Stadt nackt geschleift und getötet. Was soll ich noch viel über diese lobenswerten Leute erzählen? Kurz gesagt: Von dem ersten Kaiser Julius bis zum großen Karl waren es sechsundsechzig römische Kaiser, von denen vierunddreißig schändlich und jämmerlich ermordet wurden, alles wegen ihrer Tyrannei. Einige wurden ertränkt, andere geköpft und wieder andere verbrannt. Ich schweige von anderen wie Maximianus, Domitian, Diokletian usw., deren Tyrannei und Verfolgung gegen die frommen Christen unsäglich war.
In Summa: Sobald die Römer vom gemeinsamen Regiment zu den Kaisern übergingen, begann ihr Elend, bis sie arme Untertanen wurden, über die ihre Gewalt zuvor in der ganzen Welt herrschte. Dies führe ich nur deshalb an, weil sich die großen Herren allgemein mit ihrem alten lobwürdigen Erbe aus Rom rühmen. Ja, sie rühmen sich eines alten heidnischen Erbes und denken nicht daran, dass wir alle von Gott kommen und niemand nur eine Minute älter ist als der andere, König oder Hirte usw. Es ist nur eine vergiftete Aufblähung der Erdenschollen. Adam ist unser aller Vater, und wir werden sicherlich wieder zu einem Teil in einem faulen Erdenklumpen zersplittert, während der andere Teil, die Seele, entweder dem Teufel oder Gott als Beute gehört. Schau nur, was du aus dir machen willst usw. Hier sieht man auch, welche große Tyrannei und Mord die Gewaltherrschenden so oft gegen die Armen anrichten. Die Schrift ist voll von diesen Behemoth-Taten, und was könnte grausamer sein, als dass ein ganzer Kommun einem einzelnen Kopf vollständig unterworfen ist, egal wie wild und tyrannisch er ist. In Summa: Es ist nicht christlich. Die wahre, grundlegende Wurzel aller Götzenanbetung ist die angeborene, selbstherrliche Herrschaft, deren Ursprung in Babylonien unter dem ersten König Ninus oder Nimrod liegt, der den hohen Turm baute, um Gott zu überragen, und das Bild seines Vaters auf einen Sockel setzte und befahl, es als Gott zu verehren. Da ließ Gott das Unglück über das starrköpfige Volk kommen, so dass der Teufel durch solch ein Bild zu sprechen begann. So wurde das Bild geglaubt und als erster Götze verehrt und nannte sich Beel, und damit wurde das törichte Volk von ihrem Schöpfer und wahren Gott zur verfluchten Götzenanbetung verleitet, und so wurde die erste Götzenanbetung errichtet, ebenso wie die erste weltliche Herrschaft in Babylonien, die Gott nicht nur von Grund auf zerstörte [Offenbarung 18,2], sondern auch allmählich mit Schlangen, Drachen und anderen unermesslich giftigen Tieren umgab, so dass niemand in einem Umkreis von hundert Meilen wohnen konnte. Wer Augen hat, der sehe, und wer Ohren hat, der höre!
Es war so, dass das auserwählte Volk, die Kinder Gottes, die Israeliten, ein gemeinsames Regiment führten und keinen König hatten. In dieser Zeit wohnte Gott herzlich unter ihnen, sie regierten löblich und lebten selig. Als jedoch heidnische Gelüste sie reizten und verführten, einen mächtigen König über sich zu erheben, begehrten sie von dem Propheten Samuel, dass er ihnen von Gott einen König erbitte (wie im 2. Kapitel des Buches Samuel [1. Samuel 8,5-18] deutlich gezeigt wird). Dies erregte großen Unmut bei Gott, und Er verkündete ihnen großes Elend und Leid, einschließlich Leibeigenschaft und anderer Drangsale, die ihnen durch die Macht der ererbten Herrschaft bevorstehen würden. Diese Elend und Drangsale trafen sie auch häufig durch gottlose Könige wie Achab, Moab, Agag und andere. Zuvor hatte König Jerobeam unter ihnen auch die heidnische Götzenverehrung eingeführt; und obwohl Gott ihn am Altar mit einem lahmen, erstarrten Arm strafte und auch den Altar zerschlug, hörte er dennoch auf seine Bitte durch göttliche Barmherzigkeit und machte ihm den Arm wieder gesund [1. Könige 13,1-6]. Doch selbst danach verachtete das verhärtete Herz des Königs all dies und verharrte in der teuflischen Götzenverehrung.
Und wer hat das auserwählte Volk Gottes, die Kinder Abrahams, in diese vierte ängstliche Gefangenschaft geworfen, die kein Ende haben wird (wie im 2. Kapitel des Buches Amos beschrieben [2,4-6]), wenn nicht die Macht der Oberen und zuvor der unchristliche Geiz der Bischöfe? Auch half die treue, göttliche Warnung nichts. Das verstockte Volk wollte einen König haben, wie in der Fabel des Äsop, in der die Frösche den Storch als König wollten. Wer Ohren hat, der höre! So gab ihnen Gott den Saul als König [1. Samuel 10,1], doch sie mussten die Folgen ihres Verlangens teuer bezahlen, mit Leid und allem Elend. Und obwohl Saul von Gott verstoßen wurde, wollte er dennoch mit seinen Kindern König bleiben. Obwohl David von Gott zum König bestimmt wurde, wollte Saul nicht auf sein Königreich verzichten, sondern strebte danach, ein mächtiger König zu sein, egal ob es Gott gefiel oder nicht. Er vertraute auf seine blutige Gefolgschaft, die ihm in großer Zahl anhing; und so entbrannte zwischen diesen beiden Königen oft ein großer, mächtiger Krieg.
So ist es auch unzweifelhaft die grundlegende, göttliche Wahrheit, und sie liegt jetzt deutlich auf der Hand, dass die Zahl der Gottlosen so groß ist; wenn sie genau wüssten, dass der leibhaftige Teufel in einem Land herrscht und sie Nutzen von ihm hätten, würden sie ihm dennoch anhängen, ihm beistehen und ihn nicht verlassen. In Summa und kurz gesagt: Die ererbte, gewaltsame Herrschaft neigt gewöhnlich zur wahren Götzenverehrung. Ja, man muss mehr Angst vor ihren Forstbuben haben als vor Gottes Geboten, und es könnte passieren, dass die christliche Brüderschaft zerstört und die göttlichen Gebote zunichtegemacht werden. Tatsächlich werden sie jetzt viel weniger geachtet als die Gebote des armen Schöffen Contzen.
Das sechste Kapitel
Ob das Wildbret des gemeinen Mannes sei oder nicht.
Schau auf und sieh zu! Was wagt sich die Eigengewalt nicht zu tun?! Wie konnte die Christenheit so großes Leid zulassen, diese gräuliche Tyrannei einreißen zu lassen? Es wäre nicht verwunderlich, wenn uns die Erde verschlingen würde, da man zusieht und duldet, dass so viele arme, unschuldige Witwen und Waisen gemacht werden, deren Väter und Ehemänner auf so erbärmliche Weise geblendet werden und deshalb in den Türmen verfaulen, nur wegen des schädlichen Wildbrets. Kurz gesagt: Der christliche Glaube kann dieses gottlose, unfürstliche Verhalten und Regiment nicht dulden, bei dem ein Herr sich das Wildbret selbst aneignet. Kurz gesagt, er raubt dem Armen sein Eigentum, denn das Wildbret ist für jedermann frei, der es auf seinem Gut ergreift. Ja, noch viel mehr: Jeder Christ, der sieht, dass das Wildbret seinen Nächsten Schaden zufügt, ist aus christlicher, brüderlicher Pflicht verpflichtet, das schädliche Tier von seinem Gut zu vertreiben, um seinen Nächsten vor Schaden zu bewahren, sei es durch Erstechen oder Erschießen, wie er kann und mag. Denn das schädliche Tier ist nichts anderes als ein Geschöpf, das sofort erschlagen werden muss. Ist es nicht immer erbärmlich, dass man den Armen ihr Eigentum so gewaltsam raubt, sie aber nicht nur nicht entschädigt, sondern auch noch so mörderisch quält und ihnen das Leben nimmt? Pfui, verflucht sei diese tyrannische Art! In Summe: Wenn du mir die Nuss knackst, hast du ohne Zweifel einen starken Wolfskiefer. Wenn das Wildbret den Herren gehört, sollten sie die armen Leute gerecht behandeln und ihnen das Urteil sprechen lassen, wie es recht wäre, und es im Namen Gottes geschehen lassen, was recht ist, und nicht im Dunkeln darauf losschlagen.
Wie treffend beschreibt doch der Herr diese Gottlosen (Johannes, Kapitel 3[,20]). Der Übeltäter hasst das Licht und kommt nicht dorthin, damit seine Taten nicht bestraft werden. O wie würden sie sonst mit dem unschuldigen Blut ein öffentliches Fastnachtsspiel veranstalten. Hier sieht man, wie in vielen anderen Taten auch, was für eine Gerechtigkeit oder göttliche Furcht in der vermessenen Eigengewalt steckt. Ja, sie wollen aber ihre kraftlosen, faulen Possen, die unchristliche Tat, mit einem kleinen Deckmantel verdecken und wagen es zu sagen: Nicht um des Wildbrets willen bestrafen sie es, sondern als die ungehorsamen Übertreter und Verächter ihrer Gebote. Siehe, siehe, herzlieber knopfiger Bundschuh, wie wirst du so hart angezogen! Nun musst du doch platzen und zerspringen. Wie ist das doch eine kraftlose Flucht und Entschuldigung; welcher Teufel hat diesen Kommentar ersonnen, und was ist es anderes, als dass sie selbst Herr sein wollen, ob es Gott gefällt oder nicht, ja sich selbst zu einem Abgott machen, wie oben im 5. Kapitel gesagt wurde, mein lieber knopfiger Bundschuh!
Das siebte Kapitel
Ob ein Gemeinwesen seine Obrigkeit entsetzen kann oder nicht.
Nun wohl, möge es Gottes Wille sein, es läuten die Sturmglocken! Die Wahrheit muss in dieser Zeit der Gnade (Lukas 19[,40]) ans Licht kommen, selbst wenn die Felsen reden müssten. Möge der allmächtige Herr und Gott sowie euer Fürbittgebet mich vor ihren Gedanken und ihrer Lust an mir bewahren. Selbst das lasterhafte Tier, der Esel, musste den falschen Propheten Bileam wegen seiner Gottlosigkeit zurechtweisen (Numeri 24 [22,9-34]). Und der gottlose Kain wurde von dem blinden Lamech getötet, ohne dass er selbst in Gefahr war. Dies alles sind Gottes Wunderwerke, die es gut zu bedenken gilt, wenn er die Gottlosen so streng straft. Wann wird aber die frevelhafte Gewalt, die Babylonische Gefangenschaft des unchristlichen Wesens, endlich ein Ende nehmen?
Kurz dazu: Alle Herrscher, die aus eigener Lust und eigenwilligen, selbstsüchtigen Entscheidungen Steuern, Zölle und Abgaben erheben, und was sonst dem Gemeinwesen dient, um es zu schützen und zu erhalten, sind in Wahrheit nichts anderes als Räuber und erklärte Feinde ihrer eigenen Landschaft! Moab, Agag, Ahab, Phalaris und Nero von ihren Thronen zu stoßen, ist höchst wohlgefällig vor Gott. Die Schrift nennt solche Herrscher nicht Diener Gottes, sondern Schlangen, Drachen und Wölfe. Vielleicht hat der Herr der Heerscharen das klägliche Rufen der Erntearbeiter und das Geschrei der Arbeiter so ernstlich gehört, dass er gnädig beschlossen hat, dass der Tag des Schlachtens über das gemästete Vieh kommen soll, das seine Herzen an den Freuden der Armut des gemeinen Mannes geweidet hat (Jakobus 5[,4f]). Darum muss es gesagt werden, auf wen das Los Gottes gefallen ist.
Es ist klar ersichtlich: Wo die Gotteslästerer und Mörder Gottes einen Evangelischen umbringen, dort springen zwanzigtausend aus dem Stumpf hervor, um das Evangelium wiederherzustellen (Johannes 12[,24]). Wenn das Weizenkorn, das gesät wurde, nicht stirbt, bleibt es unfruchtbar; wenn es aber stirbt, bringt es hundertfache Frucht. Doch die verblendeten Narren wollen Gottes Wunderwerk nicht erkennen; der Teufel hat sie leibhaftig besessen.
Dass eine Landschaft oder ein Gemeinwesen die Macht hat, ihre schädlichen Herren abzusetzen, will ich aus der göttlichen Rechtslehre mit 13 Sprüchen beweisen, welche die Pforten der Hölle mit ihrer ganzen Ritterschaft nicht zerreißen können. Wer will, mag es versuchen; ich bin bereit, doch sei gewarnt, er könnte enden wie die Papisten. Was würden sie jetzt dafür geben, hätten sie Luthers erster treuer Warnung im Büchlein vom Papsttum gefolgt und wären zur Ruhe gekommen? Vieles hätte unausgesprochen bleiben können, das sich jetzt niemand mehr abkratzen lassen will. Aber wenn die Geißel gut trifft, dann bücken sie sich, denn das Futter sticht sie, und sie wollen sich von niemandem bändigen lassen.
Der erste Spruch der göttlichen Rechtslehre lautet: Josua im ersten Kapitel [1,7f] befiehlt, dass kein Herr nach seinem eigenen Kopf handeln darf, sondern allein nach göttlicher Rechtslehre; andernfalls soll er weichen, und Gott ist wohlgefällig. Der zweite Spruch zeigt uns Paulus im ersten Korintherbrief, Kapitel 10 [2. Korinther 10,8], wo er sagt: Die Macht ist gegeben zur Besserung und nicht zur Verschlimmerung. Und was will Paulus anderes mit seinen spöttischen Worten sagen, als dass man einen schädlichen Herrscher nicht dulden soll? Da er im zweiten Korintherbrief, Kapitel 11[,19f] sagt: Ihr duldet gern die Narren, weil ihr klug seid. Ihr duldet es gern, wenn euch jemand in Knechtschaft bringt, euch schindet, euch beraubt, sich über euch erhebt, euch ins Gesicht schlägt, usw. Seht, wie Paulus die frevelhaften Herrscher und Herren als Narren bezeichnet. Warum sollte man dann Narren als Regenten über die Schafe Christi dulden? Ja, er geht noch weiter und bezeichnet sie als Ungläubige (1. Timotheus 5[,8]). Wenn jemand für die Seinen, besonders für seine Hausgenossen, nicht sorgt, hat er den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger. Sollte dann ein verworfener Antichrist das christliche Volk regieren, das der Herr des Himmels und der Erde mit seinem bitteren Tod so teuer erkauft hat?
Es ist von größter Wichtigkeit, diese Worte des göttlichen Geistes zu bedenken. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn man sich jetzt den Türken als Herrscher wünscht, in der Hoffnung, er würde uns das Evangelium frei und ungehindert predigen lassen, was uns jetzt von den Mächtigen und ihren Helfershelfern so gewaltsam genommen wird, und wir Armen aufgrund ihrer Gier und Prahlsucht unser Leib und Gut, ja, sogar unsere Seelen verderben müssten, wenn wir ihnen folgten und gehorchten. Darum haben wir Christen alle tapfere und redliche Gründe, und wir sind verpflichtet, uns von diesen gottlosen Herren aus dieser Babylonischen Gefangenschaft zu befreien, wie Sankt Peter in der Apostelgeschichte, Kapitel 5[,29], sagt: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen! Und zuvor sagt der göttliche Kanzler Paulus (1. Korinther 7[,21]): Bist du ein Knecht, kannst du dich frei machen, so nutze dies umso lieber.
Der vierte göttliche Jurist Matthäus schreibt im siebten Kapitel [7,6]: Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben und eure Perlen nicht vor die Schweine werfen, damit sie diese nicht mit ihren Füßen zertreten und sich nicht umdrehen und euch zerreißen. Obwohl diese göttliche Lehre in vielerlei Weise geleitet wird, gründet sie sich doch im wesentlichen Text auf die Richter und Gewalthaber, sodass weder Recht noch Macht der göttlichen Ordnung, die ein wahres Heiligtum ist, den bösen Menschen übergeben werden soll, die Christus hier als Hunde und Schweine bezeichnet. Solche Menschen von ihren Thronen zu stoßen, ist Gottes höchstes Wohlgefallen! Der faule Baum kann keine guten Früchte tragen, darum soll man ihn abhauen und ins Feuer werfen (Matthäus 18 [7,18f]). Es gebührt auch niemandem, den Splitter aus dem Auge eines anderen zu ziehen, wenn er selbst einen Balken darin hat [Matthäus 7,3f].
Der dritte göttliche Jurist Lukas schreibt im 13. Kapitel [13,7-9] auch über den unfruchtbaren Baum, den man abhauen soll, damit das ganze Land nicht verderbe, vor allem, wenn man ihn ein Jahr oder zwei gut gepflegt hat und dennoch keine Frucht an ihm erscheint. Dies bedeutet nichts anderes, als dass, wenn ein Gemeinwesen lange Zeit den Mutwillen und das Verderben ihres Herrn ertragen hat, ohne Hoffnung auf Besserung bei ihm, sie sich dann mutig mit dem Schwert bewaffnen (Lukas 17 [22,36]) und sagen sollen: Wir sind diesem treulosen Pfleger und bösen Herrn nichts mehr schuldig. Diese Meinung schreibt uns auch Lukas im 12. Kapitel [12,6].
Der vierte göttliche Jurist Markus schreibt uns ganz klar im neunten Kapitel [9,43-47]: Wenn dein Auge, deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so hau sie ab usw. Damit wird sowohl die geistliche als auch die weltliche Macht angezeigt, das geistliche bei dem Auge, das weltliche bei der Hand. Und obwohl manche sagen, es habe einen geistlichen Sinn (wie Matthäus im fünften Kapitel [5,29f]), so sage ich dennoch nein. Denn hier wird eigentlich auf die äußere, hochmütige und unnütze Macht hingewiesen, die mit Leichtfertigkeit regiert und Beispiele aller Laster gibt, wie Völlerei, Trunkenheit, Ausschweifungen, Gotteslästerung, Folterungen, Gewalttaten usw. Das ist ihre christliche Sprache, die täglich betet „Geheiligt werde dein Name“ usw. [Matthäus 6,9-13].
Darum will Markus [9,42] hier sagen, dass es besser wäre, einem solchen Herrscher einen Mühlstein um den Hals zu hängen und ihn in den Grund des Meeres zu werfen. Sind das nicht alles klare göttliche Sprüche gegen gottlose Obrigkeiten, die nicht geduldet, sondern ohne Scheu abgesetzt werden müssen? Und doch könnten manche falsche Christen behaupten, das Evangelium betrifft nicht das weltliche Schwert; aber ihre Herzen sind falsch, und nichts ist verfluchter, als sich als Gottes Diener zu rühmen gemäß Römer 13[,1f], und doch die Fürsten dieser Welt als Hauptmann des Beelzebub haben zu wollen. Ist es nicht die größte Gotteslästerung, ihn als Deckmantel zu benutzen, um ihre Laster zu verbergen?
In Summa: Lasst sie klappern und reden, was sie wollen; ihre Macht kommt entweder aus dem Geist oder aus dem Fleisch. Kommt sie aus dem Geist, ist sie gerecht und Gott wohlgefällig (Paulus zu den Römern, Kapitel 8[,6-8]). Kommt aber ihre Macht aus dem Fleisch, so ist sie teuflisch und die höchste Feindschaft gegen Gott. Gott erbarme sich, dass eine solche fleischliche Macht ein christliches Volk regieren soll, und obwohl sie viel über zwei Gebote reden, nämlich „divina“, die das Seelenheil betreffen, und „politica“, die den allgemeinen Nutzen betreffen, so können sich diese Gebote nicht voneinander trennen, denn die politischen Gebote sind ebenfalls göttlich, die den allgemeinen Nutzen treu fördern; sie sind nichts anderes als die brüderliche Liebe, die treu erhalten wird und das höchste Verdienst der Seligkeit ist.
Der fünfte göttliche Jurist Salomo sagt (Weisheit 5[,1]), die gerechten Menschen stehen in großer Tapferkeit zusammen gegen ihre Gewalthaber, die ihnen ihren mühsam erarbeiteten Schweiß rauben. Und um ihnen auch aus ihren weltlichen Rechten den Mund zu stopfen: Papst und Kaiser sind keine angeborenen, sondern gewählte Herrschaften, die man wieder absetzen kann, was wegen ihrer Misshandlung oft geschehen ist. Siehe, das sind doch die höchsten Obrigkeiten, und ihre Vertreter, wie Fürsten und andere Herren, sollte man nicht ihrer bösen Macht entsetzen, und doch wollen sie ihre Herrschaft gemeinsam mit den Kaisern gemäß des Evangeliums (Matthäus 23 [22,15-21]) ausüben. Auch soll der Knecht nicht über seinem Herrn stehen (Lukas 6,[40]).
Wenn sie jedoch sagen, dass die Absetzung von Gewalthabern den Kaisern zusteht und nicht ihren Untertanen, so sind das doch leere Worte. Was, wenn Kaiser und König auch unnütz wären? Sind nicht in der menschlichen Geschichte auch Könige und Kaiser von ihren Untertanen vertrieben worden? In Summa: Es soll kein parteiischer Richter eingesetzt werden, denn es würde sonst nichts anderes daraus entstehen als: Hilf mir, so helfe ich dir.
Das achte Kapitel
Wie eine Gemeinde ihren Herrn entsetzen sollte.
Obwohl dies in strenger Form gegen einige ausgesprochen wird (Deuteronomium 13[,6] und 18,[20-22]), möchte ich es dennoch im besten Sinne unterlassen, um nicht als Aufrührer angesehen zu werden (wovor mich Gott stets bewahren möge, das ist mein ständiges Gebet). Vielmehr bin ich geneigt, im Sinne des Friedens zu schreiben; das sollt auch ihr, liebe Brüder, mit aller Kraft anstreben, soweit es an euch liegt. Wenn der faule Baum ins Feuer geworfen werden soll, so wird Gott es gewiss so fügen, unabhängig von euren Gedanken. Wenn jedoch eure Herren weiterhin Herren sein wollen und großen Unfug mit euch Armen treiben, entgegen der oben beschriebenen göttlichen Rechtslehre, dann folgt dem Beispiel Salomons: Schart euch mutig zusammen, bewaffnet euch mit dem Mut kühner Ochsen und Stiere, die sich treu in einem Kreis zusammenschließen und ihre Hörner hervorstrecken. Nicht um sich zu empören, sondern allein, um sich vor den einfallenden Wölfen zu schützen. Fürwahr, wenn ein Wolf unter sie gerät, kommt er nicht unversehrt davon, ja, kaum mit dem Leben.
So, liebe Brüder, erhebt euch nicht, um durch das Gut anderer reich zu werden, oder um eure Herzen zu verhärten. Des Siegs werdet ihr euch nie erfreuen. Wie der Teufel das Kreuz, so sollt ihr den Geiz hassen. Schart euch allein zusammen für den Frieden im Land und um die christliche Freiheit zu wahren. Seid glühend! Eure Feinde schreien und rufen kläglich nach Recht; bietet euch als unparteiische Richter und Liebhaber Gottes an, besonders für die evangelischen Prediger. Wenn dann euer Widerpart unbedingt Krieg führen will und ihren letzten Weg mit Spießen, Hellebarden, Büchsen und schweren Kürassen bestreiten möchte, so möge es Gottes Wille sein; lasst sie anrücken, wenn sie nicht anders wollen! Ihre frevelhaften Pläne sind vor Gott verhasst. Ihr aber vertraut auf Gott, seid fest im Glauben, seid nicht euer selbst, sondern Gottes Krieger, um das Evangelium zu verteidigen und die babylonische Gefangenschaft zu zerreißen. Bemüht euch jeder, dem anderen in Treue und Liebe zuvorzukommen, seid einig untereinander, seid barmherzig gegeneinander, duldet einander in aller Disziplin und Güte, habt göttliche Furcht, ertragt keineswegs die Säufer, lasst auch keineswegs die Gotteslästerer mit ihren verfluchten Zungen unter euch! So wird Gott gewisslich euer Heerführer sein.
Das neunte Kapitel
Wer als Aufrührer bezeichnet werden soll.
Wenn euch einige mit ihren blutigen Haufen schmähen und als abtrünnige Verräter an euren angeborenen natürlichen Herren beschimpfen, so lasst euch davon nicht irreführen oder bekümmern, was sie auch lästern; dieses Gesindel kann nicht anders. Nehmt euch den göttlichen Propheten Elia zum Vorbild, der auch einen einfachen Bauern gegen seinen gottlosen König Ahab aufbrachte. Als er jedoch vom König dafür gerichtet und als Aufrührer des gemeinen Volkes gescholten wurde, sprach der Prophet: Nicht ich, sondern du, König, mit deinem gottlosen Gesindel deines Vaters des Teufels, machst die Aufruhr! Ja, sollte der Arme nicht das Recht haben, seinen hart erarbeiteten Schweiß für sich und seine Kinder zu behalten? Und sollte es daher recht sein, dass der göttliche König Salomo belogen und dass den Tyrannen erlaubt wurde, den armen Leuten ihr Eigentum so gewaltsam zu entreißen und es dann so schändlich mit Stechen, Rennen, Spielen und Banketten zu verschwenden, wie man gehört hat? Welcher Teufel würde solch ein Urteil auf seinem königlichen Thron fällen?
Es ist plibis plebis [Geschwätz]. Mit dieser Gestalt müsste auch Christus ein Aufrührer sein. Ja, er war es, als er die Verkäufer aus dem Tempel peitschte (Matthäus 19 [22,12f]) und sprach: Mein Haus ist kein Räuberhaus, sondern ein Bethaus. Ebenso ist jede Obrigkeit nicht eingesetzt, um ihre Untertanen zu berauben, sondern um sie treu vor den Wölfen zu bewahren. In Summa: Was sie auch sagen mögen, unter keinem christlichen, wohlregierenden Herrn ist jemals eine Empörung von seinen Untertanen ausgegangen. Es ist immer nur unter den Unterdrückern und gottlosen Tyrannen geschehen. Die Schrift ist voll von Zeugnissen, und vor allem Moses, obwohl er ein zukünftiger König in Ägypten war, erbarmte sich dennoch über das arme Volk unter dem großen Tyrannen Pharao, erhob sich gegen ihn auch als ein einfacher Mann, legte seine königliche Ehre ab, und in unaussprechlicher Angst, Not und Elend gab er sich mit dem armen Volk, bis er es von den Tyrannen befreite. Ja, sie schreien, fluchen und verdammen die Aufruhr und denken dabei niemals an die Ursache des Aufstands, die sie selbst mit ihrem gottlosen Wesen sind.
Rühme dich, meine liebe Sibilla [Seherin], mit deinem Preisschuh, und auch wenn sie viel und mehr sagen und ihre alte Herkunft hervorheben und ihre Sache höflich darlegen, lasst euch nicht täuschen. Alte Herkunft hin oder her, es geht nicht um die Herkunft, sondern um die richtige Herkunft. Tausend Jahre Unrecht getan, wird niemals zu Recht. Wahrlich, sie werden mit schmeichelnden Worten und allerhand Klugheit suchen, wie sie euch voneinander trennen können. Fürwahr, hütet euch vor denen, die in Schafskleidern kommen, aber inwendig reißende Wölfe sind (Matthäus 7[,15], ebenso David im 5. [Psalm 146,3]). Ihr sollt nicht den Fürsten der Menschen oder den Kindern der Welt vertrauen, in denen kein Heil ist, etc.
Das zehnte Kapitel
Welches Elend und welche Trübsal der gemeinen Bauernschaft begegnen würde, wenn sie sich selbst untreu würden.
Hört, liebe Brüder, ihr habt das Herz eurer Herren so sehr mit überschäumender Galle verbittert, dass es sich niemals wieder versüßen lässt. Jegliches Hoffen ist verloren. Die Herren wollen unverrückbar bleiben; sie wollen Herren sein, ja sogar Götzen sein, ob es Gott gefällt oder nicht, und trotzig nichts anderes. Ihre Gewalt bricht nach Lust hervor und nicht nach Gerechtigkeit (Lukas 19[,14]). Es ist von ihnen prophezeit: Sie werden sich wider Gott und seinen Sohn auflehnen (Psalm 2[,2]). Die Könige der Erde sind zusammengetreten, und die Fürsten der Völker haben sich gegen Gott und seinen Christus verbündet. Seht hier, sie werden euch noch viel weniger verschonen.
Wenn ihr das Spiel verliert, wehe, immer wehe, über den gräulichen Mord an euch und allen Bauern! Oh, wehe um eure Kinder! Wie werdet ihr ihnen ein so grausames Erbe hinterlassen. Seht zu, ihr müsst mit Pflug und Spaten schuften, so werden eure Kinder danach selbst in den Pflug gespannt. Habt ihr bisher euer Gut vor dem Wild bewahren können, so müsst ihr es nun offenstehen lassen. Wenn man euch bisher die Augen dafür ausgestochen hat, wird man euch künftig pfählen. Habt ihr bisher das Hauptrecht gegeben, und wart ihr leibeigen, so müsst ihr künftig rechtlose Diener werden, ohne Eigenes, weder an Leib noch an Gut. Alles nach türkischer Art wird man euch wie Vieh, Pferde und Ochsen verkaufen. Wenn einer von euch nur einen kleinen Widerstand zeigt, wird nichts anderes daraus als Martern, Foltern und Gewalt, und das Hetzen und Verfluchen wird kein Ende nehmen. Schnell wird man euch als Verräter den nächsten Turm zeigen und eine Marter nach der anderen anlegen, ohne Erbarmen, bis einer von euch zugibt, was er nie gedacht hat; danach wird er ausgepeitscht, andere werden durchs Gesicht gebrandmarkt, Finger werden abgehauen, Zungen herausgerissen, gevierteilt und geköpft. Es wird euch kein Erbarmen entgegengebracht, als wärt ihr Übeltäter und Mörder. Oh, weh des ewigen Mordes an der ganzen Bauernschaft! Besser wäre es, ihr wäret nie geboren, denn Frieden werdet ihr nie wieder erlangen. Und welcher christliche Mensch würde nicht den jämmerlichen Zustand beklagen, den ihr euch selbst bereitet, wenn ihr einander treulos und ehrlos im Stich lasst, statt tapfer und brüderlich zusammenzuhalten, wie Salomo es lehrte. Wenn man euch treulich ermahnt hat, seid nicht töricht, nehmt es zu Herzen, denkt an das blutige Elend, das auch vor neun Jahren in Ungarn im Windischen Land begangen worden ist[2], ja, direkt vor eurer Tür: Und wer hat sie zerstreut und in dieses jämmerliche Elend gebracht? Wahrlich, nicht die große Menge der Feinde, sondern allein ihre eigene flüchtige Untreue hat sie verraten, gefangen genommen und in die harte babylonische Gefangenschaft geworfen, sich dem Schwert und der Axt hingegeben.
In Summa: All das hätten sie ertragen, hätten sie einander brüderliche Treue gehalten und wären nicht so flüchtig voneinander getrennt worden. So trifft Untreue ihren eigenen Herrn.
Das elfte Kapitel
Eine tröstliche Ermahnung an die genannten christlichen Brüder.
Ihr lieben Brüder, bewahrt euch vor solchem Unheil, damit ihr untereinander nicht betrogen werdet usw. Und wenn sich auch einer in eurer Mitte mit großem Geschrei als Freund und Unterstützer aufwirft, so könnte er doch im entscheidenden Moment der Erste sein, der davonläuft. Wie ich euch bereits im achten Kapitel ausreichend ermahnt habe, ermahne ich euch nochmals, dies treu zu beherzigen: Wachsam und aufmerksam sollt ihr sein, damit unter euch keine Untreue entsteht. Wenn jemand unter euch sein Amt zu sehr vernachlässigt, so seht darauf, was für großes Unheil daraus erwachsen könnte, wie die Schrift voller Beispiele ist; dennoch sollt ihr eine gute Ordnung in brüderlicher Einheit aufrechterhalten, um solchem vorzubeugen.
Wahrlich, der Not entsprechend sollt ihr immer einen Rotmeister über zehn Mann haben, und zehn Rotmeister sollen einen Centurio über sich haben. Ebenso soll über zehn Centurios ein Hauptmann oder Capitano stehen, und über zehn Hauptmänner ein Prinz oder Herzog. So fort. Diese Ordnung hat sich bei einem gewöhnlichen Haufen oft bewährt. Macht alle aus eurem eigenen Geschlecht, denn es will sich gewiss nicht reimen, dass man Wolfshaar unter die Schafwolle mischt; die eingepflanzte Natur lässt sich mit dem Habicht nicht mit der Taube vereinigen. Wie die Natur handelt, so bleibt sie bei ihrer Art. Wenn ihr die Personen nach ihrem Äußeren beurteilt und nicht nach ihrer christlichen Frömmigkeit, so wird euer Herz im Grunde falsch sein. Bei solcher Hochmut wohnt Gott nirgends.
Ein jeder soll seiner Obrigkeit fleißig und willig sein und oft Gemeindeversammlungen abhalten, denn nichts festigt und erhält den gemeinsamen Haufen mehr als herzliche Zusammenkünfte. Erbietet euch ganz unterwürfig, ohne jegliches Mittel, wie es fromme Reichsstädte gegenüber dem Kaiser tun, im Namen der christlichen Ordnung. Nehmt nicht ohne dringende Not das Gut anderer Leute an. Haltet allein das Eurige in Maß, wie oben und zuvor im achten Kapitel erwähnt. Sollte jemand jedoch absichtlich gegen euch vorgehen und nicht davon ablassen, so muss man es Gott überlassen, und lasst geschehen, was geschehen soll. Wenn jemand in seiner Gier nach unschuldigem Blut so erpicht ist, möge er darin ersticken (Genesis 4[,2-8]). Auch durch Gottes Befehl mussten die zwei Brüder Adrammelech und Sarezer den König Sanherib, ihren eigenen Vater, den Bluttrinker, mit seinem eigenen Schwert umbringen [2. Könige 19,32-37].
Seid herzhaft getröstet und Gott dankbar, dass eure große Not, ebenso wie der Glanz und die Anmut, die von der Rheinregion bis über die Etsch und Donau und weit und breit überall verkündet wird, sich so klar zeigen; selbst das allgemeine Gebet wendet sich für euch, während der allgemeine Fluch auf eure Gegner liegt, ohne Zweifel. Es wird Früchte tragen, liebe Brüder, wenn ihr würdig in diesem lobenswerten Ruf wandelt, fest zusammenhaltet in aller göttlichen Ehrfurcht, brüderlicher Treue und Liebe, sodass ihr alle ein einziger Leib unter dem Haupt Jesus Christus werdet. So wird Christus und der wahre Gott gewisslich euer Führer sein. Darum seid männlich, mutig und unerschrocken, ganz gleich, wie groß und mächtig die gottlosen Haufen gegen euch heranstürmen wollen. Euer eigenes Gewissen wird sie schlagen und in die Flucht treiben, wie Salomon sagt (Sprüche 28[,1]): Der Gottlose flieht, wenn niemand ihn verfolgt, aber der fromme, gläubige Mensch in Gott wird wie ein kühner Löwe stehen. Wahrlich, es ist nicht erstaunlich (Makkabäer 22 [1. Makkabäer 3,19]), dass ihr mit wenigen einen großen Haufen schlagen könnt, denn der Sieg im Krieg liegt nicht in der Menge des Heeres, sondern in der Stärke, die vom Himmel herabkommt usw. (Sprüche 21[,30f]).
Auch sagt der Prophet zum König Amazja [2. Chronik 7f]: Wenn du meinst, dass der Krieg durch die Stärke des Heeres gewonnen wird, so wird Gott dich von deinen Feinden überwältigen. Denn überwinden und in die Flucht treiben ist das Werk Gottes. Auch Hosea 10[,13f]: Wenn du dich auf deine Stärke verlässt, wird eine Empörung unter deinem eigenen Volk entstehen, und alle Befestigungen werden zerstört, denn Gott hat kein Gefallen an starken Pferden und Rüstungen, sondern an einem vertrauten Herzen. Denkt nicht an das ganze verzagte Heer von Gideon (Richter 8), bei dem von zehntausend nur dreihundert im festen Glauben bei ihm blieben und mit denen er hunderttausend und zwanzigtausend Feinde besiegte? Und auch ohne die alten Geschichten zu erwähnen, wie oft das arme Bauerngeschlecht, eure Nachbarn, die Schweizer, große Taten vollbracht hat? Wie oft haben sie mit großer Pracht einen Gegner geschlagen, wenn ein einziger Schweizer gegen drei andere stand oder sie nur mit Hirten und Mesnern besiegt werden sollten? Dennoch wurden die meisten immer in die Flucht geschlagen, und Könige, Kaiser, Fürsten und Herren wurden darüber verspottet, wie mächtig und mit großer Heerkraft sie gegen sie kämpften. Und so oft haben die Schweizer für sich selbst, für ihr Land, ihre Frauen und Kinder gekämpft und sich vor der hochmütigen Gewalt schützen müssen, haben sie meistens gesiegt und große Ehre erlangt. Es ist ohne Zweifel, dass dies alles aus der Kraft und dem Willen Gottes geschah. Wie könnte sonst die Eidgenossenschaft nur aus drei einfältigen Bäuerlein [Uri, Schwyz und Unterwalden] wachsen, die sich täglich vermehren, ohne nachzulassen, während die eigene Gewalt und alle Oberhäupter keinen Frieden haben wollen, bis vielleicht die Prophezeiung und das alte Sprüchlein erfüllt wird, dass eine Kuh auf dem Schwanberg im Frankenland stehen soll und von dort Lügen oder Schreien soll, dass man es mitten in der Schweiz hören könnte? Wahrlich, es scheint kein Scherz zu sein. Auf diese Weise könnte diese Spruchwahrheit erfüllt werden: Und wer vermehrt die Schweiz, wenn nicht der Geiz der Herren? Sind nicht dies Gottes Werk? Als ob Gott diese drei Bäuerlein zu einer Rute mit ihren Zweigen gepflanzt hätte, um die gottlosen, frevlerischen Mächte zu züchtigen. Dagegen haben die heutigen Schweizer, die sich von den Fußstapfen ihrer Alten entfernt haben, wenig Siege errungen und oft verspottet, da sie außer ihrem Land Geld von anderen Herren verlangen. Darum, wer den Sieg und Misserfolg der Schweizer nicht als Gottes Werk erkennt, ist verblendet mit sehenden Augen und verstockt mit offenen Ohren.
Wie treu Gott aber zu den armen Menschen steht, die um ihren Arbeitsschweiß betrogen werden. Darum, ihr lieben Brüder, haltet den Geiz von euren Herzen fern, um nicht mit dem Gut anderer Leute reich zu werden, oder euer Herz wird im Grunde falsch, und Gott wird bei euch nicht wohnen. Kämpft nur um das Eure, wie der Prophet Nehemia im 4. Kapitel euch zeigt und sagt: Fürchtet euch nicht vor ihnen, denkt an den großen Herrn und kämpft für eure Häuser, eure Frauen und Kinder. Setzt euer Herz und euren Sinn mutig ein, wie David im 22. [23,4] Psalm sagt: Auch wenn ich noch im Schatten des Todes wandere, werde ich mich nicht fürchten, denn der Herr ist bei mir. Auch spricht er im 24. [25,12-14] Psalm: Der Herr wird alle stärken, die ihn erkennen und fürchten. Auch im 24. [125,1] Psalm: Alle, die ihre Hoffnung oder ihren Glauben auf Gott setzen, werden so fest stehen wie der Berg Zion usw. Gott, der Herr des Trostes und der Geduld, gewähre euch, dass ihr untereinander einträchtig gesinnt seid im festen Glauben an Jesus Christus, damit ihr einmütig mit einem Mund Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, lobt. Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zur Ehre Gottes und zum Erwerben des Schutzes seiner Gnade, hier Frieden und dort Ruhe seiner Herrlichkeit, damit ihr freudig sprechen könnt mit David im 113. [115,1] Psalm: Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib die Ehre. Amen.
Textvorlage: Dokumente aus dem deutschen Bauernkrieg. Beschwerden – Programme – Theoretische Schriften, herausgegeben und eingeleitet von Werner Lenk, Frankfurt a.M.: Röderberg, 21980, S. 169-196.
[1] Gemeint sind die Clementiae constitutiones, eine Sammlung von Synodalbeschlüssen, die unter Papst Clemens V. 1313 zur Reform des Klerus beschlossen wurden. Dem gegenüber steht der Codex Justinianus, der unter Kaiser Justinian zusammengestellt wurde. Das Wortspiel besagt, dass die Ploderatores aus geistlichem und weltlichem Recht Unsinn („Dementin“ vom lateinischen dementia) und Luder (Lodex) bilden.
[2] Gemeint ist der ungarische Bauernaufstand unter Gyorgy Dózsa, der 1514 von Johann Zápolya unterdrückt wurde.

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