
In der heutigen Ausgabe von Publik Forum ist ein Text von Thomas Frings, Autor von »Aus. Amen. Ende. So kann ich nicht mehr Pfarrer sein« unter die Überschrift „Sind Volkskirchen wünschenswert“ gestellt. Darin schreibt Frings unter anderem:
Kirche ist keine Gemeinschaft, die um ihrer selbst willen existiert. Sie hat eine Botschaft für die ganze Welt. Ihr Ziel sind alle Menschen! Aber woran misst sie ihre Wirksamkeit? Laut der Statistik gab es in Deutschland den höchsten Gottesdienstbesuch und die meisten Seminaristen 1938. Wer wollte behaupten, dass die Volkskirchen dem drohenden Unheil Einhalt geboten hätten? Hätten alle Christen so konsequent gehandelt wie die verschwindend kleine Zahl der Zeugen Jehovas, die Geschichte hätte einen anderen Verlauf genommen. Wer in unseren Breiten nach den Veränderungen der vergangenen siebzig Jahre immer noch eine Volkskirche wünscht, setzt sich dem Verdacht aus, dass er mehr Interesse hat an vergangener Größe, ehemaligem Einfluss und Aufrechterhaltung einer vertrauten Struktur denn an der Wirksamkeit des Evangeliums.
Ja, auch mir fehlt manches aus volkskirchlichen Tagen, denn ich liebe Traditionen. Auch wenn ich Kunstgeschichtler bin, mein Herz hängt doch ein Quäntchen mehr am Evangelium als an den Steinen. Und ich glaube, dass die oft so vage Botschaft des Evangeliums tragfähiger ist als die gebaute(n) Kirche(n). Der Optimist hat zu wenig Informationen, der Pessimist zu wenig Gottvertrauen (und Humor). Der Realist aber ist ein Freund der Gegenwart und traut seiner Zeit zu, diese gut zu gestalten. Wer mit dem Blick zurück in die Zukunft geht, stolpert leicht. Im Wissen um eine wechselhafte Geschichte vertraue ich auf die Kraft des Evangeliums für eine sich stets verändernde Zukunft. Ich glaube an Auferstehung, nicht an Wiederbelebung!