
Dass Jesu Auferstehung von den Toten untrennbar mit der Menschwerdung des Gottessohnes verbunden ist, davon handelt Martin Luthers Predigt über das Osterevangelium Markus 16,1-8 vom 13. April 1533. Ohne Nizänum (bzw. Chalcedonense) ist für Luther keine Osterpredigt möglich:
Predigt über das Osterevangelium Markus 16,1-8 (Auszug)
Von Martin Luther
Wir predigen nichts Neues, sondern predigen immerdar und ohne Unterlass von dem Mann, der da heißt Jesus Christus, wahrer Gott und Mensch, für unsere Sünde gestorben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt. Aber ob wir solches schon immerdar predigen und treiben, werden wir’s doch nimmermehr genugsam erfassen können; wir bleiben dennoch immer Säuglinge und junge Kinder, welche jetzt reden lernen und kaum halbe Worte, ja kaum Viertelworte machen.
Wenige sind, die davon recht predigen, noch weniger, die es lernen und erfassen. So sind auch bereits Rottengeister vorhanden und werden noch mehr kommen, die sehr klug sind und gelehrt disputieren und diese Historie zuschanden machen werden, dass wir darüber diese Person verlieren werden. Sie werden Christus wie einen anderen Propheten predigen und mit eitel Geisterei umgehen und sagen: Geist, Geist. Damit werden sie diesen Artikel verdunkeln und es so machen, dass wir diesen Bericht verachten und mit dem Bericht diese hohe Person verlieren werden, obwohl doch diese Person von allen Propheten weit unterschieden ist, und dieser Bericht nicht eine gewöhnliche Erzählung ist von Dieterich von Bern oder vom Türken, wie der den König von Ungarn geschlagen und überwunden hat, sondern eine hohe, treffliche Historie von des Herrn Christus herrlichem Sieg über Sünde, Tod, Teufel und Hölle.
Das ist das erste Stück dieser Predigt, dass unser lieber Herr Jesus Christus als wahrhaftiger Gott, der größer ist als alles, was in Himmel und Erde ist, und als der allerreinste und unschuldigste Mensch den Tod in sich selbst zerrissen hat. Denn weil Tod und Teufel nichts an ihm hatten, ist er aus dem Grabe hervorgefahren, schöner als die Sonne. Das soll man gut merken, dass Christus, auferstanden von den Toten, wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch in einer Person sei. Und wenn du es schon nicht verstehst, wie es zugehe, dass Christus Gott und Mensch sei, die Person einig und ungetrennt, die Naturen aber unterschieden, so weise die Frage hinweg und sprich: Ich glaube, dass Jesus Christus, Gott und Mensch, eine einzige Person sei und die zwei Naturen, Gottheit und Menschheit, zusammengefügt seien. Dabei bleibe ich.
Denn im christlichen Glaubensbekenntnis bekennen wir, dass Gottes und Marias Sohn ein einziger Sohn, eine einzige Person, ein einziger Christus und Herr sei; nicht zwei Söhne, nicht zwei Personen, noch zwei Christusse und Herren. Wer also Christus den Menschen oder Marias Sohn anrührt und tötet, der rührt an und tötet Gottes Sohn. Denn gleichwie mein Leib und Seele zwei Naturen sind und ich doch eine einzige Person bin, so verwundet mich, wer meinen Leib sticht, haut, tötet, ob er schon meine Seele nicht sticht, nicht haut, nicht tötet. So auch ist Christus Gott und Mensch, und wer Marias Sohn erwürgt, der erwürgt Gottes Sohn; wer Marias Sohn verachtet, lästert, schändet, kreuzigt, der verachtet, lästert, schändet, kreuzigt Gottes Sohn und Gott selbst.
Quelle: WA 37, 27-32.