Fußwaschung im Gottesdienst an Gründonnerstag

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Fußwaschung im Gottesdienst an Gründonnerstag

Eine der stärksten liturgischen Handlungen, die ich am Lutheran Theological Seminary in Hongkong erleben durfte, waren die Fußwaschungen zum Gründonnerstag in deren Kapelle auf dem To Fung Shan. Ich habe diese Praxis mit nach Deutschland mitgenommen, so dass wir an Gründonnerstag in unserer Martin-Luther-Kirche hier in Vöhringen abends die Fußwaschungen im regulären Gemeindegottesdienst vornehmen.

In der Predigt nehme ich dazu Bezug. Im Anschluss daran ziehe ich meinen Talar aus und lade ich Gemeindeglieder auf sechs Stühle vor der ersten Bankreihe ein. Die Waschung geschieht also für sie mit dem Rücken zur Gemeinde. Auf den Altarstufen stehen auf beiden Seiten je drei Schüsseln mit warmem Wasser gefüllt. Die freiwilligen Teilnehmer (vielleicht beim ersten Mal vor dem Gottesdienst ansprechen) haben Schuhe und Socken ausgezogen und Hosenbeine bis zum Knie hochgekrempelt. Ich nehme für jedes zu waschende Gemeindeglied eine eigene Wasserschüssel und lege mir ein separates Handtuch auf die Schulter. Ich knie vor jedem Teilnehmer, nehme nacheinander beide Füße in die linke Hand und halte sie jeweils über die Schüssel. Ich beträufle Fuß und Knöchel mit warmem Wasser und streiche das Wasser mit der rechten Hand über dem jeweiligen Fuß ab. Anschließend trockne ich den Fuß mit dem Handtuch und wische schließlich die Wasserpfütze vor dem jeweiligen Stuhl auf. So gehe ich der Reihe nach vor. Bei sechs Teilnehmenden dauert das weniger als fünf Minuten. Zur Waschung spielt die Orgel leise Begleitmusik. Dann werden die Teilnehmenden entlassen. Für alle sichtbar wasche ich mir die Hände mit Seife in einer weiteren Waschschüssel, wozu die Mesnerin mir aus einem Krug frisches Wasser gießt. Danach geht es über ins Abendmahl.

Wenn es alles gut vorbereitet ist, ist das kein besonders aufwendiger Akt. Für mich hat diese Handlung eine besondere Qualität, kann ich doch den Teilnehmenden in der knienden Haltung nicht in die Augen sehen, darf sie aber vorsichtig berühren. Dieser liturgische „Tiefpunkt“ ist einer der Höhepunkte meines pastoralen Dienstes, den ich nur jedem empfehlen kann. Die passende Predigt dazu findet sich auf meinem Blog unter Handgreifliche Liebe – eine Predigt zu Gründonnerstag (Johannes 13,1-15)

Hier mein Text als pdf.

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