Taufelternseminar verpflichtend: „Schließlich tun sich bei Taufgesprächen immer wieder Zweifel auf, ob Eltern mangels eigener Glaubenspraxis überhaupt in der Lage sind, das Versprechen, ihr Kind zum Glauben an Jesus Christus hinzuführen und zum Beten anzuleiten zu erfüllen.“

Taufvorbereitung

Taufelternseminar verpflichtend

Bei Taufanmeldungen kommt es immer häufiger vor, dass ein Elternteil konfessionslos ist. Weiterhin wird es immer schwieriger, Taufpaten beizubringen, die die rechtlichen Kriterien für das Patenamt erfüllen. Im Taufgespräch zeigt sich dann bei den Eltern oft ein Taufverständnis, das allein auf eine Segenshandlung fokussiert ist. Folgerichtig wird die Taufe als familiäres Event angesehen, das ähnlich wie die Trauung nach eigenen ästhetischen Vorstellungen geplant wird. Schließlich tun sich bei Taufgesprächen immer wieder Zweifel auf, ob Eltern mangels eigener Glaubenspraxis überhaupt in der Lage sind, das Versprechen, ihr Kind zum Glauben an Jesus Christus hinzuführen und zum Beten anzuleiten zu erfüllen.

Obwohl die Leitlinien kirchlichen Lebens die Möglichkeit einer Ablehnung bzw. eines Aufschubs der Taufe vorsehen, sind solche Maßnahmen in der Praxis nicht durchführbar. Schließlich ist bei der Anmeldung der Taufe in aller Regel ein Tauftermin bereits festgelegt worden. Aufschub oder Ablehnung lassen sich gegenüber Eltern kaum vermitteln.

Die gegenwärtige unverbindliche Taufpraxis steht in Gefahr, den sakramentalen Gehalt der Taufe zu entäußern und schafft kaum Kirchenbindung. Die Taufe entwickelt sich in der Wahrnehmung von Kirchengliedern immer mehr zu einer religiösen Dienstleistung, die nach dem Kriterium einer customer satisfaction zu gestalten ist.

Auf der anderen Seite zeigt sich bei Eltern im Allgemeinen eine hohe Bereitschaft, sich für das Wohl ihrer Kinder zu engagieren. Geburtsvorbereitungskurse oder Vorträge über Säuglingspflege und Kindererziehung werden von Eltern vorbehaltslos angenommen. Warum sollte man nicht Eltern die Taufe als kostbare Lebensgrundlage für ihre Kinder vorstellen, die jedoch auf deren dauerhafte Mitwirkung angewiesen ist. Mit Blick auf das Taufversprechen kann von Eltern guten Gewissens eine Vorleistung für die Taufe ihrer Kinder erwartet werden.

Aus diesen Gründen schlage ich vor, für Eltern – ähnlich wie bei der Konfirmation – ein verbindliches Taufseminar einzuführen. Demzufolge würden Eltern, die ihr Kind zur Taufe anmelden wollen, zu einem Taufseminar bestehend aus vier Abendveranstaltungen eingeladen. Zumindest für ein Elternteil wäre die Teilnahme an allen vier Einheiten verpflichtend. Erst nach Absolvierung des Seminars würde ein Taufgespräch mit dem Pfarrer bzw. ein Tauftermin vereinbart werden.

Eine mögliche Gliederung des Taufelternseminars könnte sein:

  1. Was geschieht alles bei der Taufe und was steckt eigentlich dahinter. Eine Einführung in den Ablauf des Taufgottesdienstes.
  2. Was verheißt bzw. schenkt uns die Taufe. Eine Einführung in den Bund für das Leben mit Jesus Christus.
  3. Was bekennen wir bei der Taufe. Eine Einführung in das Glaubensbekenntnis.
  4. Wie erziehen wir unser Kind als Christ. Eine Einführung in das kindgerechte Beten, Singen und Erzählen.

Da das Taufelternseminar für eine Gemeinde mit individuellen Taufanfragen nicht ohne weites zu koordinieren ist bzw. zu Einzelunterweisungen führen würde, denke ich an eine Kooperation verschiedener Gemeinden. Der vierteilige Zyklus des Seminars könnte in einem rollierenden System von vier Gemeinden verteilt werden. In jeder Gemeinde wird einmal im Monat an einem Abendtermin eines der vier Themen behandelt. Dies muss nicht notwendigerweise durch einen Pfarrer geschehen. Dem katholischen Modell des Kommunionunterrichts folgend könnten die Seminarabende auch von Gemeindemitgliedern mit einer entsprechenden Qualifizierung geleitet werden. Wenn die Eltern in einem Monat an zwei Abenden an zwei verschiedenen Orten teilnehmen würden, könnte die inhaltliche Taufvorbereitung innerhalb von zwei Monaten abgeschlossen sein, so dass die zeitliche Verzögerung gegenüber der bisherigen Praxis nicht allzu groß wäre.

Ich verspreche mir durch die gestreckte Taufvorbereitung eine inhaltliche Vertiefung der Taufe, die für die Eltern und deren christlichen Erziehung gewinnend ist. Möglicherweise ergeben sich aus dem Seminarzyklus neue und vertiefte Beziehungen zur eigenen Kirchengemeinde. Weiterhin würden Eltern, die allein dem Eventcharakter der Taufe verhaftet sind, durch die Anforderung eines vierteiligen Seminars von einem Taufbegehren abgehalten werden.

Sollten Eltern aus welchen Gründen auch immer nicht zur Teilnahme an einem Taufseminar bereit sein, könnte ersatzweise eine Kindersegnung angeboten werden. Für eine solche Segenshandlung braucht es ja keine besondere Disposition. Sollte man hingegen in unserer Kirche überzeugt sein, dass die Säuglingstaufe unter allen Umständen und damit auch ohne Einforderung elterlichen Engagements zu geschehen habe, wäre es nur konsequent, zur Praxis der Haus- bzw. Krankenhaustaufe unmittelbar nach der Geburt zurückzugehen. In diesem Falle wäre die Taufe als scheinbar selbstwirksame „Rettungsmaßnahme“ (ex opere operato) wenigstens davor gefeit, als Familienevent missverstanden zu werden.

Quelle: Korrespondenzblatt, Nr. 3, März 2011, S. 49f.

Hier mein Text als pdf.

3 Kommentare

  1. Nein, Hauptsache die Kirchenkasse klingelt! Einfach alle taufen und dann hoffen, dass sie ihr Leben lang die Kirchensteuer zahlen! Mission ist eigentlich nur dazu da, dass Kirchensteuer reinkommt. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

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